Unser Reisen ist falsch, unser Wohnen, und unsere Politik sowieso
Greta Thunberg wird nicht mehr entkommen. Was wird ihre Berühmtheit mit ihrem, zweifellos besonderen, Charakter anstellen? Nicht unwichtig, aber eine personalisierende Nebensache. Politisch relevant ist es zweifellos, wenn sie bekannt gibt, sich nach Amerika segeln zu lassen. Da hätten die meisten von uns, ich eingeschlossen, zu viel Schiss vor. Wir Deutsche sind in vielem Weltmeister, im Braunkohle verbrennen, im Autos verbreiten und im Kreuzfahren mit Dreckschleudern. Im ARD-Presseclub argumentierten die Jungs gegen die Mädels, es brächte doch überhaupt gar nichts, wenn das alles nur in Deutschland in Ordnung gebracht würde. Da wollen sie dann plötzlich doch keine Weltmacht gewesen sein – wenns ums Verdummen des Publikums geht.
Wenn Journalisten so reden zeugt das vor allem davon, dass sie dann doch besser einen anderen Beruf wählen sollten. Denn was wollen sie dann noch mit ihrer Arbeit? Zum Glück zeigen einige, dass es auch anders, besser geht.
Eine der beliebtesten Kreuzfahrt-Destinationen ist die Feudalismusdiktatur, Sklavenhaltergesellschaft und offizieller Frauenvergewaltigungs-Hotspot Dubai, Platz 7 der “meistbesuchten” Städte der Welt. Dort steht eine “Weltausstellung” bevor, und das Grosskapital der ganzen Welt freut sich riesig, sich dort präsentieren zu dürfen. Ein schönes Ziel für meine Gewaltfantasien.

Erfreuliche Adorno-Renaissance

Es spricht immer mehr dafür sich im Angesicht solcher Terrorherrschaft mit alten, zu Unrecht vernachlässigten Erkenntnissen vertraut zu machen. Als besonders wertvoll erweisen sich aktuell die von Theodor W. Adorno, die zuletzt auch in diesem Blog gerne gelesen wurden. Ich will Sie nicht von Erwerb und Lektüre seines jüngsten Bestsellers (immerhin besser so einer, als Sarrazin!) abhalten. Aber Detlef Borchers/heise-online hat eine schöne Zusammenfassung der Höhepunkte geliefert. Nehmen Sie es als Appetizer.

“Neue Heimat” – tot, aber der Totalentsorgung entzogen

Scheinbar erregt eine weitere alte Erkenntnis noch heute das grosse Immobilienkapital: wie in der alten Bundesrepublik schnell und zahlreich sozialer Wohnraum geschaffen wurde. Das sollte doch auf dem gleichen Müllhaufen liegenbleiben, auf dem schon die ganze DDR liegt. Beim Begriff “Neue Heimat” ergreift die meisten Zeitgenoss*inn*en immer noch ein ähnlicher Schauer. Unter all dem Schlechten wurde dann auch alles Gute mitentsorgt. Uli Krug/Jungle World schreibt über eine Ausstellung in Hamburg.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net