Kurswechsel in der Iran-Politik: Merkel, Macron und Johnson gehen mit den USA auf Konfrontationskurs gegen den Iran. Damit spielen sie den Hardlinern Teherans in die Hände.
US-Außenminister Pompeo triumphierte zu Recht. Das Einschwenken Deutschlands, Frankreichs und Großbritanniens auf den harten Konfrontationskurs Washingtons gegen Iran ist ein „massiver diplomatischer Sieg“ der Trump-Administration. Erzwungen wurde er durch den einseitigen Ausstieg der USA aus dem Nuklearabkommen im Mai 2018, ihren seitdem ständig eskalierten Wirtschaftskrieg gegen Teheran mit verheerenden Folgen für die iranische Bevölkerung sowie den Sekundärsanktionen gegen europäische Unternehmen und Banken.
Gegen diese Akte massiver völkerrechtswidriger Nötigung durch ihren wichtigsten westlichen Verbündeten haben die EU-Staaten nichts Wirksames unternommen. In New York verloren Merkel und Maas nicht einmal mehr ein Wort der Kritik am Vorgehen Washingtons. Ihre stattdessen geäußerte Forderung an die iranische Führung, trotz weiterer Verschärfung der Sanktionen „bedingungslos“ mit der Trump-Administration zu verhandeln, ist höchst unredlich.
Die äußerst wünschenswerte Begrenzung oder besser noch völlige Einstellung des iranischen Raketenprogramms lässt sich mit von den USA und jetzt auch von der EU erhobenen Forderungen an Teheran nicht erreichen. Sondern nur im Ergebnis kollektiver Verhandlungen aller Staaten der Region, die über derartige Waffen verfügen.
Einen Wandel in der sehr kritikwürdigen Rolle Irans in der Region wird es nicht geben, solange die USA und die EU-Staaten Teherans schärfsten Konkurrenten, den größten staatlichen Sponsor des globalen islamistischen Terrorimus, nämlich die wahhabitische Königshausdiktatur in Riad, als Verbündeten behandeln und hochrüsten.
Niemand wolle einen Krieg am Golf, hieß es in New York. Doch mit seinem Kurswechsel spielt das EU-Trio Teherans Hardlinern in die Hände und erhöht die Gefahr, dass sie die Macht übernehmen und wie die USA dann auch aus dem Nuklearabkommen aussteigen. Damit wächst die Gefahr eines Krieges.
Dieser Beitrag ist eine Übernahme von taz.de, mit freundlicher Genehmigung von Autor und Verlag.
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