Die Ungleichheit von Rechts und Links
Die GroKo-Parteien CDU und SPD geben sich als unverstandene Opfer. Eingeklemmt von Rechts und Links können sie keine Wahl mehr gewinnen. Opfersein war schon immer ein herausragendes deutsches Talent. Es ist aber nicht genetisch, sondern sozial erlernt. Mit dieser Deutung ist schon mal eine Ungleichheit zwischen Rechts und Links markiert. Eine weitere hat der Soziologe Alexander Yendell im Sp-on-Interview herausgearbeitet: es ist der Rassismus, das Minderbewerten anderer Menschen.
Yendell steht allerdings noch vor einem Rätsel, warum ostdeutsche Jungwähler*innen soviel mehr rechts wählen als westdeutsche. Die Antwort findet er hier bei Ariane Riecker/MDR, von der heute der 2. Teil über eine Langzeituntersuchung unter ehemaligen DDR-Jugendlichen läuft. Wenn Ihnen das zu umständlich und lang ist, biete ich Ihnen die stark vereinfachende steile These: die Besten sind schon abgehauen, während der Westen seine Dööfsten dorthin exportiert (Höcke z.B.).
Tomas Konicz/telepolis weist den Rechten eine “konformistische Rebellion” nach, denn die Grundfesten des neoliberalen Kapitalismus greifen sie nicht an, sondern wollen sie radikalisieren und auf die Spitze treiben. Wie viele Tote das am Ende verursacht, ist aus der Geschichte bereits bekannt. Aber viele Menschen wollen nur aus eigener Erfahrung lernen.
Wie billig, substanzlos, und arm die Links-Rechts-Gleichsetzung sich in Trash-Journalismus übersetzt, war am Wahlabend zu studieren, den ich mir erspart habe. Matthias Dell/Zeit-online hat es für mich geguckt, und dem WDR Einen extra mitgegeben. Sehr gut.
Angesichts der laufenden parteipolitischen Umbrüche wird von den Untergehenden darauf geachtet, letzte Personal-Machtpositionen umso rücksichts- und kompetenzloser zu sichern. Es könnte ja das letzte Mal sein. Z.B. den WDR-Verwaltungsrat, im Gegensatz zum Rundfunkrat ein wirklich wichtiges Kontrollorgan der Senderführung. Wie das bei diesem letzten Mal zuging, weiss Völker Nünning/Medienkorrespondenz und hat es aufgeschrieben.
So ist sie, die bemitleidenswerte “Mitte”.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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