Mitte nach links / Weinstein schuldig / Rambo gekündigt / Ab morgen Fastenbrechen
Hallo liebe Jeckinnen und Jecken, können Sie schon wieder lesen? Oder erst morgen? Während in Hessen Amoktäter dafür erforderlich sind, kommen hier im Rheinland Menschen durch ganz normalen Karneval ums Leben. Eine fiel in Ehrenfeld auf die Gleise, eine kletterte auf die Kupplung einer anfahrenden Strassenbahn. Zu Betrauern sind nicht nur die Toten und ihre Hinterbliebenen, sondern auch die für den Rest ihres Lebens traumatisierten Fahrer*innen und Zuschauer*innen. Auch ohne Karneval hätte das alles passieren können. Darum “lassen wir uns das Feiern nicht verbieten”. Die Technik, Sensoren und Warnsignale für die Fahrer*innen, solche Unglücke zu vermeiden gibt es bereits. In Industrieländern wie Japan oder China wird sie eingesetzt. Für ein Entwicklungsland wie NRW ist sie noch “zu teuer”. Aber ich wollte ja auf die guten Nachrichten kommen.
“Die Mitte” ist weiter links. Jedenfalls in Hamburg: viel weiter. Dieser Gedanke drängte sich mir auf, als ich gestern in der Glotze sah, dass sich die CDU mittels TV-Aufstellwänden als “Die Mitte” zu “branden” versuchte. Die FAZ versucht verzweifelt, die aus der Hamburgischen Bürgerschaft ausgeschiedene FDP dazu zu erklären. Diese “Mitte” ist im Sinne des Wortes am Aussterben. Ist halt heute alles Satire. Und immer eine Frage des eigenen Standorts.
Die USA und ihre Medien haben ähnliche Orientierungsprobleme. In Nevada, mit halb so vielen Einwohner*innen wie im Ruhrgebiet, und so eine Art Wüstenrückwand von Kalifornien, war jetzt Bernie Sanders “die Mitte”. Und der dafür gehalten wurde, Joe Biden, hatte ungefähr die Zustimmungsraten der CDU in Hamburg, und kämpft jetzt gegen das Schicksal, das die FDP dort schon erlitten hat. Bei den Vorwahlen der US-Demokraten kann Sanders nur noch von Michael Bloomberg gestoppt werden, der sich die Präsidentschaft zu kaufen versucht, und erst am Super-Tuesday, am 3.März, ins Rennen einsteigt.
Aus dem “land of the free and the home of the brave” kam ausserdem die Nachricht, nur falls die Ihnen beim Feiern und Bützen entgangen sein sollte, dass Harvey Weinstein, der unfreiwillige Gründungsvater der #metoo-Bewegung, schuldig gesprochen wurde. Sein Wikipedia-Eintrag enthält ausserdem eine eindrucksvolle Auflistung der “Mütter” dieser sich als revolutionär erweisenden Bewegung. Revolutionär ist sie, weil diese Frauen Millionen betroffenen Frauen entscheidenden Mut vermitteln, gegen ihre Misshandlung Widerstand zu leisten – und die Irritation sehr vieler Männer darüber, was sie “eigentlich noch dürfen”.
Torwart-Rambo-Ausbilder Gerry Ehrmann ist gefeuert. Nichts gegen den leidenden 1. FC Kaiserslautern und seine glorreiche Tradition. Aber Ehrmanns Lehre des Torwartspiels mit ihrem fliessenden Übergang zum brutalen Kampfsport und dem sich darin verbergenden Maskulinismus, habe ich immer gehasst. Sie ist fussballerisch zum Glück total von gestern. durchgesetzt hat sich der “spielende” technisch versierte und sozial kompetente Torwart: Marc-André ter Stegen, Yann Sommer, die Schule von Uwe Kamps. An der Sozialkompetenz dürfte Ehrmann, im Alter unbelehrbarer alter Männer angekommen, jetzt gescheitert sein.
Noch ein bisschen älter ist Fritz Eckenga. Doch welch ein Unterschied in Eleganz und Intellekt. Sein Fußball-Fachwissen hält er im Westfalenstadion auf dem aktuellen Stand. Berufe wie Bade- und Hausmeister sind ihm nicht fremd; auf diesen Positionen spielt er gelegentlich selbst. Heute liefert er den Text des Tages: zur morgen ausbrechenden “Fastenzeit”.
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