Jetzt haben sie also ihre Hüte in den Ring geworfen, die glorreichen Kanzlerkandidaten-Matadoren der CDU. Röttgen, Laschet mit Spahn, Merz. Das inhaltliche Geplänkel ist in der CDU seit Konrad Adenauer Nebensache. Trotz deutschen Einheitsschwüren verfolgte dieser einen konsequenten Westkurs. Helmut Kohl konnte trotz erklärter “geistig moralischer Erneuerung”, die sich vor allem in Spenden aus dem Hause Flick und seinem späteren “Ehrenwort” manifestierte, auf nichts außer Realpolitik bauen. Merkel handelte genauso und erkannte die Homo-Ehe an. Alle konservativen Ideologieschlachten von AKK, Ziemiak bis zu Werteunion erweisen sich täglich als untauglich und sind nichts als politische Spiegelfechterei. Sie sind und bleiben ideologischer Bullshit, am krassesten und unverantwortlichsten zeigt sich das in der Staatskrise in Thüringen, bei der auch Laschet mit dem Feuer spielt, wenn er behauptet, die CDU bräuchte doch nur Ramelow nicht wählen und alles würde gut.
Merz’ Selbsteinschätzung, er könne die faschistoide AfD halbieren, liegt irgendwo zwischen Projektion, Selbstbetrug und narzisstischer Störung. Lassen wir uns es doch mal mathematisch betrachten: Wer Kanzlerkandidat*in einer Regierungspartei werden will, muss in Bundestag und/oder Bundesrat reden können. Bei der CDU kommen da nur Laschet, Röttgen und Spahn in Frage. Laschet hat mit dem deutlich zu jungen Spahn ein Team gebildet und beide haben damit die Hälfte der Miete bereits gewonnen, ihre Basis verbreitert. Röttgen ist Abgeordneter, aber er hat keine Truppen hinter sich, und Merkel hat ihn einst als Minister entlassen. Sie wird ihn kaum wieder ins Kabinett aufnehmen, er bleibt deshalb im CDU-Vorsitzrennen ein Außenseiter. Merz hat es noch schwerer – zwar ist er der Kandidat der Herzen aller nach rechts und in rückwärts gewandten neoliberalen Strömungen schwelgenden Mitglieder der CDU. Aber warum sollte Merkel ihn in ein Kabinett aufnehmen und warum sollte die SPD dem zustimmen?
Noch weniger kann es SPD-Interesse sein, ihn statt Merkel zum Kanzler zu küren. Also ist jede CDU-Stimme für ihn verschenkt. Schauen wir der Einfachheit halber gleich mal rüber zur SPD: In Frage kommen allein Scholz, Giffey und Heil, weil Malu Dreyer nicht will. Denn genauso wenig wie die SPD Merz in einer Regierung dulden würde, wird die Kanzlerin Borjans oder Esken zu irgendwas machen. Giffey ist wie Spahn zu jung und so wird sich zeigen, wer der beiden Kerle mit ihr ein Bündnis schmieden kann. Der wird es dann sein.
Wie mein Nachhilfelehrer in Mathe immer sagte: War doch gar nicht so schwer auszurechnen!
Ä#h, das am Schluss mit der SPD habe ich nicht verstanden. Wofür genau sollen die noch mal “In Frage kommen”? Und was hätte das mit den Grundrechenarten zu tun? Wir sind hier nicht in Hamburg.
Spitzenkandidat – und Mengenlehre, Martin – wo erreiche ich eine größtmögliche seriöse Aufmerksamkeit für meine Politik? Wo sie hingehört: Im Parlament.