Hierzulande gibt es kein anderes Thema mehr als das Virus, in den Medien und im Alltag. Er wird zum Anlass genommen, Regierungshandeln und Verantwortung zu simulieren, ohne Skrupel, Gewohnheiten und Gesetzmässigkeiten vormaliger Öffentlichkeit ausserkraft zu setzen.
Tomasz Konicz/telepolis beschreibt die komplizierte Dialektik zwischen Seuchenpanik und Klimaschutz. Geht es nach der Seuche in weit schlimmerem Ausmass weiter wie zuvor? Maja Göpel/Blätter, die das Zeug zur Chefberaterin einer deutschen Klimaschutzstrategie hätte, warnt – ganz ohne Seuchenbezug – davor.
Es gibt da jedoch eine grosse Kraft, die in unseren mitteleuropäischen Breiten kraftvoll ignoriert wird: die feministische Frauenbewegung. Im hiesigen Medienzirkus läuft sie nur im Kulturteil, weil Harvey Weinstein verurteilt wurde, und weil vergleichbare Verbrechen aus der Kulturbranche heraus besseren Medienzugang haben – da gibts halt keine Klassenschranke. Dank meiner guten Beziehungen zur Bonner Informationsstelle Lateinamerika weiss ich etwas mehr darüber, dass die Frauen derzeit Lateinamerika mit einer phänomenal kraftvollen ausserparlamentarischen Basisbewegung auf Links drehen (der Link bezieht sich nur auf Chile; in Argentinien gibt es vergleichbares, anlässlich der dortigen Abtreibungsgesetzgebung), wie es hier allenfalls Fridays For Future geschafft hat.
Vielleicht wundern wir uns erst darüber, wenn die Seuchenpanik in Europa wieder abebbt. Wenn wir unseren Blick wieder auf die ganze Welt da draussen weiten, werden sich einige die Augen reiben – nicht nur, weil dann Heuschnupfensaison ist.
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