Urban Soul in Bonns City
Wenn ich vor dem Bonner Hauptbahnhof stehe, sehne ich mich zurück in frühere Zeiten.
Nicht wegen Corona, weil da jetzt so wenig los ist, sondern wegen dieser Bauten, die dort jetzt stehen bzw. entstehen. Da war mir das “Bonner Loch” lieber, als “Urban Soul” – so heißt dieser völlig überflüssige und besonders hässliche Neubau, den die Zech-Gruppe dort gerade vollendet. Ein Park wäre sicher für uns alle gesünder, schöner und vor allem billiger gewesen. Der hätte es auch nicht erfordert, das Grundstück, auf dem sich Jahrzehntelang Parkplätze befanden, aufwendig zu sanieren. Diese Sanierung erfolgte – wie in Bonn üblich – unter der Regie des Bauherrn. Die Zech-Gruppe kommt jetzt mit seltsam hohen Millionenforderungen um die Ecke. Unser leider immer noch amtierender Oberbürgermeister wollte die Millionen auch ganz schnell bezahlen, weil er auch an in diesem Projekt mal wieder das gemacht hat, was er am besten kann – nämlich Mist. Oder gar nichts, das macht er auch gerne. Schwierige Entscheidungen wegdelegieren, um sich später hinter den von ihm beauftragten städtischen Mitarbeiter verstecken zu können.
Ein solches Verhalten ist erbärmlich und wie ich finde, eines Oberbürgermeisters unwürdig. Hat aber in Bonn Tradition.
Nun gibt es über die Sanierungskosten einen Rechtsstreit – wie übrigens auch mit dem Bauträger am Bonner Bogen. Dort legte die Stadt Bonn das gleiche Verhalten an den Tag. Den Boden der ehemaligen Zementfabrik in Beuel hat der Bauträger saniert und verlangt jetzt – ebenso wie die Zech-Gruppe für das Gelände am Bahnhof – einen Großteil des an die Stadt gezahlten Kaufpreises zurück.
Während in Beuel durchaus schmucke Bauten entstanden sind, ist das, was am Bahnhof steht, einfach nur architektonischer Müll. Und wofür das Ganze? Entstehen jetzt innovative neue Arbeitsplätze am Bahnhof, gibt es spannende Läden? Nichts von dem, es gibt weitere Büroflächen, weitere Gastronomie und überflüssige Läden, wie wirklich keiner braucht. Das was in den häßlichen Bau einziehen wird, ist Langeweile pur.
Eine weitere Fitnessbude, JD Sports aus England, Gastronomie aus dem Hunsrück, sowie noch eine US-Burger-Bude und etwas worauf ich persönlich schon sehnsüchtig wARTE, eine weitere US-Burger Bude, namens Five Guys und noch ein echtes Highlight: ein weiteres Starbucks!!! Ich persönlich habe Starbucks noch nie betreten, werde es in diesem Leben auch nicht tun – und ich war ein einziges Mal in einer “fast” Food-Bude – nicht zu essen, eher im Gegenteil…
Ich kann es nur wiederholen – mir wäre mir eine Wiese mit paar Bäumen und Bänken lieber gewesen. Auf dem Dach gibt es weder Solaranlagen noch Dachbegrünung. Was da entsteht, sollte man am besten direkt wieder abreißen.
Ein weiterer Grund für mich, die Bonner Innenstadt nicht mehr zu betreten. In den meisten Städten, die ich kenne, öffnet sich der Bahnhof zu mindestens einer Seite hin mit einem Platz: Köln, Bielefeld, das nicht gibt, Karlsruhe, Berlin, Bremen, sogar Düsseldorf…nur Bonn nagelt seinen Bahnhof zu.
Es ist unglaublich schade, welch hässliche Gebäude am Bonner Hbf entstehen. Jeden Tag, wenn ich daran vorbeifahre, muss ich daran denken, wie schön es wäre, dort mehr Pflanzen zu sehen. Oder wenigstens begrünte Dächer.
Das Grün fehlt, die Natur, Blumen für Insekten oder einfach schöne Sitzgelegenheiten (am besten in Kombination). Wo ist die Natur geblieben? Und das, wo wir zur Zeit erst recht versuchen sollten, diese (bezüglich der Klimadebatte) mehr wert zu schätzen!
Es ist sehr traurig. Ich hätte es mir sehr gerne anders gewünscht.