Logische Folge der Abschaffung des “12. Manns” – Neue Begrünungs- und Wohnungsbaupotenziale
Bei Sky in München haben sie zurecht Angst um ihre Arbeitsplätze. Sie gehören seit einiger Zeit dem Comcast-Konzern in den USA. Der ist nicht so reaktionär-missionarisch gepolt, wie der Vorbesitzer und Trump-Buddy Rupert Murdoch (88), und also “nur” an Profit interessiert. Das ist für abhängig Beschäftigte immer gefährlich. Also prahlen sie mit gut 3 Mio., die gestern Fußball geglotzt hätten. Mager.
Den Volkszorn fürchtend, und die Mässigung des Amüsements der Besitzerbosse riskierend, wurde auf die überhöhte übliche Abo-Gebühr verzichtet. Doch obwohl so viele alternative Freizeitbeschäftigungen immer noch verboten sind, hatten 80 Mio. was Besseres zu tun. Was mag es gewesen sein? Mittagsschlaf? Auch die Quoten von ARD-Sportschau und ZDF-Sportstudio blieben bescheiden (4, bzw. 2 Mio.). Das Legitimationsproblem des Profifussballs, wie ihn Deutschland kennt, wächst damit in schwer lösbare Bereiche.
Der Fußballkonzern aus dem süddeutschen Raum holte gestern einen Auswärtssieg in Berlin. Auswärtssieg? Ohne Stadionzuschauer*innen ist “Heim” und “Auswärts” abgeschafft. Noch deutlicher tritt hervor, dass das Geld die Tore schiesst. Der Drogenzuschuss (Hormone!) für die Heimmannschaft entfällt. Trainer- und Betreuerstäbe gewinnen an Bedeutung. Davon können sich die einen mehr, die anderen weniger leisten. Union Berlin z.B. 40 Mio. jährlich, der Konzern aus dem Süden dagegen 300 Mio. Die Meisterschaft könnte also auch direkt der Regie der zahlenden TV-Anstalt übergeben werden. Hin- und Rückrunde sind unnötig.
Die überdimensionierten Stadionbauten wären überflüssig. Für die TV-Aufzeichnung genügen mobile Gerüste, wie sie von Open-Air-Konzerten bekannt sind. Mönchengladbach hat den Bökelberg bereits abgerissen, und dort Wohnungen gebaut. Das können jetzt alle Städte so machen. Die Spiele können irgendwo nebenan auf einem beliebigen Bolzplatz, haben ja jetzt alle Kunstrasen, ausgetragen werden.
In Gelsenkirchen könnte ich mir eine Parkerweiterung von Schloss Berge vorstellen, in Dortmund des Westfalenparks. Das Schönste daran ist, dass all die Parkplätze drumherum konsequent entsiegelt werden können. Alle Bundesligastädte gewinnen Fantasieräume. Brauchen sie auch. Denn Geld haben sie keins mehr.
Ähnlich unsere, die öffentlichen, TV-Anstalten. Es würde wohl genügen, die Spiele in Wettbüros zu übertragen, so lange die nicht endlich verboten werden. ARD und ZDF gewönnen einen dreistelligen Millionenbetrag, den sie in echten Journalismus investieren können. Und in zusätzliche Drehtage für ihre immer billiger werdenden Spielfilmproduktionen.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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