mit Updates: 28., 29.5. und 2.6.
Und wieder fiel ein Sack Reis um. Stefan Niggemeier/uebermedien schreibt, bevor sein Text hinter seiner Paywall verschwindet, ganz richtig: “‘Bild’ fährt eine Kampagne. Das ist ein Satz, der ungefähr so viel Nachrichtenwert hat wie ‘Katze jagt Mäuse’ oder ‘Wasser macht nass’.” Dieser Text könnte hier aufhören,, wenn es nur das wäre.
Ich stimme auch Niggemeiers – noch knapp sichtbarer – These zu, dass es im Kern weniger gegen Drosten als gegen Merkel geht. Bild will Söder oder Merz, egal, hauptsache schnell, und hauptsache endlich wieder ein Schwanzträger.
Auch in meinem täglichen Radiosender wird tapfer gebrüllt: Ralf Krautter vom Wissenschaftsmagazin Forschung aktuell, einer wirklich exzellenten täglichen Sendung mit einer stark arbeitenden Redaktion, nimmt Drosten in Schutz. Und Antje Allroggen, deren Arbeit für @mediasres ich ebenfalls hochschätze, fährt mit dem einstigen Express-Redakteur Georg Streiter einen Kronzeugen des Boulevard auf.
Leider können all solche guten Worte den Tätern im Springer-Verlag egal sein. Bzw.: sie freuen sich sogar drüber, und können die Flaschen ihrer Minibars entkorken. Denn auch dieser Wind schafft Aufmerksamkeit. Und institutionell ist er heuchlerisch. Bei Springer sehen sich die Jungs als Missionare – sie müssen das sogar mit ihrem Arbeitsvertrag unterschreiben. Und die Nachrichtenredaktion des Deutschlandfunks übernimmt täglich und treu das Agendasetting, das ihr von Bild/BamS und Welt/WamS vorgesetzt wird. Und wenn sie es nicht selbst tut, dann frisst sie das Vorgekaute der dpa (Deutsche Presseagentur). Erst das schafft die Relevanz für die umgekippten Reissäcke. Zusammen mit den Medienanalphabeten unter den Berliner Politiker*inne*n, die denen immer noch Interviews geben.
Leser*innen nämlich haben diese einstigen Postillen des CDU-Staates schon lange immer weniger – weniger als ein Drittel der verkauften Auflagen aus den 90er Jahren. Die Selbstreferentialität des Medien- und Politbetriebes im um sich selbst kreisenden Hauptstadtberlin, in dem oft schon die andere Strassenseite unbekanntes Land ist (in Bonn kennen wir das), suggeriert eine Bedeutung, die schon lange weg ist.
Update 28.5.: Mehr schreibende Mühe als ich hat sich Sascha Lobo/Spo-on gemacht; da spüren Sie den Honorarunterschied. Das “Spiegel”-Bild von Reichelt ist, er sei immer noch “Kriegsreporter” – Küchenpsychologie, wers mag ….
Update 29.5.: informative Ergänzung von René Martens/MDR-Altpapier.
Update 2.6.: Erfreulich, Rezo hat sich des gleichen Themas angenommen; Markus Reuter/netzpolitik.org hat sein Video eingebettet und drumherum eine kompakt lesbare Zusammenfassung gestellt – ein Quell von Quellen.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net