Bonn ist furchtbar stolz darauf, UNO-Stadt zu sein. Völlig abgeschottet von der übrigen Welt sitzen die UNO-Diplomaten im früheren Regierungsviertel. Was die dort treiben, erfahren auch interessierte Bürger nur mit großem Aufwand. Oft sind hochrangige und sehr interessante Personen in Bonn zu Gast, Leute die nicht nur auf Grund ihrer Funktion in der Diplomatie wichtig sind, sondern aufgrund eigener Fachkenntnisse auch wirklich etwas zu sagen haben. Manchmal finden sogar Pressekonferenzen statt. Allerdings oft ohne nennenswerte Beteiligung von Journalisten. Denn Journalisten, die sich für internationale Politik interessieren, sitzen in Berlin, einige noch in den Landeshauptstädten – aber garantiert nicht in Bonn. Die Deutsche Welle kann man in diesem Zusammenhang ruhig vergessen, sie ist in erster Linie ein Organ der Regierungspropaganda im Ausland. Sie wird deshalb auch nicht über die Rundfunkbeiträge finanziert, sondern aus dem Regierungshaushalt.
Freie Journalisten, die sich interessieren, müssen, um bei UNO überhaupt akkreditiert zu werden, die Bescheinigung einer Redaktion vorlegen. Ich habe damit auch in der UNO-Zentrale in New York, vor fast 20 Jahren meine eigenen Erfahrungen machen müssen. Ich war zu einer Konferenz über Rüstungsexporte nach New York eingeladen worden und verbrachte geschlagene zwei Stunden damit, einer nicht besonders aufgeweckten aber dafür recht umfangreichen US-Amerikanischen Polizistin im Dienste der UNO – nein falsch im Dienste gegen die Pressearbeit der UNO – klar zu machen, dass ich nicht in den USA arbeiten möchte, sondern in der UNO über eine Konferenz berichten möchte. So etwas hat bei der UNO in Wien und in Genf keine Viertelstunde gedauert. In New York wie erwähnt über zwei Stunden.
In Bonn habe ich es nur noch selten überhaupt versucht, als Journalist zugelassen zu werden.
Die UNO wird 75. Davon wird man in Bonn, wenn überhaupt, nur sehr wenig merken. Die UNO kommuniziert auch mit der Bonner Lokalpresse meist nur in englisch. Das ist eine weitere Hürde. Ich sehe es mal so, die Menschen die dort tätig sind, brauchen sich keine ernsthaften Sorgen über ihr Stelle, Auskommen und Zukunft zu machen. Sie sind gut versorgt.
Warum sollten sie da noch irgendwelchen mit Arbeit verbundenen Bemühungen entwickeln, das, was im UNO-Viertel geschieht, an die Öffentlichkeit zu vermitteln?
Hinweis: Zum UNO-Geburtstag am Freitag erscheint hier eine ausführliche Würdigung von Andreas Zumach.
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