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Wer bestimmt über die Kunst II

Wie bereits an dieser Stelle berichtet, lud der Vorsitzende eines Vereins, der sich “Stiftung für Kunst und Kultur e,V.” nennt, Walter Smerling anläßlich der Enthüllung der Skulptur von Stefan Balkenhol im Bonner Hofgarten den anwesenden NRW-Ministerpräsidenten Armin Laschet dazu ein, im Jahr 2030 mit ihm zusammen einen „Walk of modern art“ in Bonn abzuschreiten, mit 17 skulpturalen Stationen. Diese Einladung wirft ja Fragen auf. Wie kommt Smerling, der mit seinen Eskapaden der Stadt Bonn schon mal ein Minus von mehr als einer Million Euro beschert hat, dazu über den Stadtraum zu verfügen?
Zumal der Verein auf seiner Homepage weitere Künstler zu einer Bewerbung auffordert. Dort heißt es: “Für das Kunstprojekt Bonn möchte die Stiftung bis 2030 jährlich eine/n renommierte/n Künstler/in einladen, ein Werk für den öffentlichen Stadtraum zu schaffen – Bonn als urbanes Museum. Realisiert und finanziert werden die Werke vollständig über privatwirtschaftliches Sponsoring, ohne städtische oder kommunale Gelder. Privates Engagement für öffentlich zugängliche Kunst.”
Auch wenn das bisherige Geschäftsgebahren Smerlings die Annahme fördert, dass neue Künstler bei ihm keine Chance haben, weil er bisher überwiegend bereits bekannte Künstler ausstellt, die auch in den Sammlungen seiner langjährigen Geschäftspartner vertreten sind. Dem entsprechend wurde auch die Kunst im öffentlichen Raum in Salzburg von Smerling und seinen Mannen ausgewählt. Auf die Fragen, auf welcher, ggf. vertraglichen Grundlage Smerling seine – je nach Sichtweise – Versprechungen oder Drohung ausspricht, Bonn weiterhin mit Kunst zu beglücken, erhielt ich von der Pressestelle der Stadt die Antwort: “Es gibt keinen Vertrag zwischen dem Stiftungsverein von Herrn Prof. Smerling und der Stadt, der bis 2030 die jährliche Aufstellung eines Kunstwerkes in Bonn regelt.Es wurden für jedes auf städtischem Grund aufgestellte Kunstwerk (Venet, Lüpertz und Cragg) Einzelvereinbarungen zwischen der Stadt und dem Stiftungsverein/Künstler getroffen.”
Die Balkenhol-Skulptur mochte die Stadt nicht aufstellen, so kam sie auf den Hofgarten, einem Gelände der Universität. Die dort in der Nähe arbeitenden Bonner Kunsthistoriker*innen wurden offenbar von der Universitäts-Leitung nicht befragt. Auch die Sprecherin des Vereins erklärte auf meine Frage: “Eine Zusage der Stadt Bonn über die Aufstellung einer bestimmten Anzahl an Kunstwerken im öffentlichen Raum gibt es nicht.” Da stellt sich die Frage, ob Smerling einfach nur den Mund sehr voll nimmt, oder ob es doch Absprachen mit der Stadt gibt. Was bisher von ihm aufgestellt wurde und was er weiterhin in Bonn plant, steht auf seiner Homepage.

Ein Kommentar

  1. Bettina Schmidt

    Danke für die Hintergrundinformationen. Bitte ihr Künstler und Künstlerinnen, auch wenn ihr gerade wg Corona noch dringender finanzielle Unterstützung benötigt, dieses Werbeangebot da genau den Nerv trifft. Bleibt unabhängig und frei.

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