Mit Update 4.8.
Am weitesten gediehen ist die Gefahr in den USA. Thomas Pany und Florian Rötzer berichten bei telepolis, wie “der mächtigste Mann der Welt” den Bürgerkrieg in seinem eigenen Land vorantreibt. Die Herrschenden haben das Herrschen verlernt, und gehen in ein Stadium der Selbstzerstörung über. Ich musste sehr sarkastisch lachen, als ich dem heute von mir selbst verlinkten SZ-Bericht zu Libyen las, “in Washington” halte mann den General Haftar für “unberechenbar”. Das ist wahrscheinlich das Einzige, worin sie “in Washington” noch kompetent sind …
Zu den Konflikten beim EU-Gipfel meinen nicht wenige, dass die “Geizigen Vier” dort die Rolle gespielt haben, die einst das United Kingdom gespielt hatte, um damit der nicht minder neoliberalen Bundesregierung die “vermittelnde” Führungsrolle zu ermöglichen. In den DLF-Informationen am Mittag waren die Inhalte dieser Denkweise in den Fragen des Moderators Dirk Müller an Albrecht von Lucke zu hören. Gegen die Technik des konfrontativen Interviewens habe ich nichts einzuwenden, es sollte nur inhaltlich nicht dümmer werden, als es wir Hörer*innen sind.
Fritsche – da ist er wieder
Ich wäre überrascht gewesen, wenn er in diesem dunklen Intrigenfeld nicht aufgetreten wäre. Klaus-Dieter Fritsche hat schon viele Politiker*innen-Kerben auf seinem Abschussrevolver, als wäre er eine Art J. Edgar Hoover für Arme. Anders als sein Gesinnungsgenosse Maaßen stolperte er nur selten über seine Eitelkeit, sondern behielt in den meisten Fällen professionell-geheimdienstliche Diskretion. Im Abschuss-Erfolgsfall verzichtete er auf Prahlerei, sondern genoss still.
Nun meint er wahrscheinlich, er habe dem Spiegel nichts Böses gesagt, wofür er haftbar gemacht werden könne. In der Bundeskanzlerin wird er sich da irren.
Im Wirecard-Skandal geht es um Grösseres als nur Betrug und Unterschlagung in einem Dax-Konzern. Es geht um das System des staatsmonopolistischen Kapitalismus, um aussenpolitische Richtungsentscheidungen in einer immer unübersichtlicher werdenden Geopolitik. Die Herrschenden in Konzernen, Regierung und Geheimdiensten sind sich darüber uneinig. Ihre Differenzen tragen sie nicht transparent als öffentlichen Diskurs aus, sondern klandestin mit vernichtungsbereiten Intrigen. Das Auftreten Fritsches ist dafür ein untrügliches Indiz. Dass sich der Spiegel dafür einspannen lässt, zeigt, dass er für Klickzahlen und Umsatz zu allem bereit ist, und sich das durch politische oder gar journalistische Haltung nicht kaputtmachen lassen will.
Update 4.8.: die Sache mit Wirecard und Fritsche ist auch Wolf Wetzel/telepolis aufgefallen, der den Sachverhalt etwas epischer behandelt, und auch noch einen Bogen zur Crypto AG schlägt, die im Extradienst hier schon vorgekommen war. Und hier noch mal.
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