Warnhinweis: wenn Sie meiner hier angezeigten Lektüre folgen, beeinträchtigt das Ihr Wohlbefinden. Denn drei von mir für klug gehaltene linke Männer unterschiedlicher politischer Provinienz geben ihrer Verzweiflung Ausdruck. Das fängt an mit dem linken Sozi Wolfgang Michal/Freitag, der die schwarz-grüne Bundesregierung mit dem heimlichen Bundeskanzler Kretschmann heraufziehen sieht. Dazu fällt mir nichts mehr ein, ein realistisches Szenario. Der SPD fällt, von Michal beklagt, auch nichts mehr ein (den Linken sowieso nicht) – dann wird es wohl so ähnlich kommen …
Sascha Lobo/Spiegel beschäftigt sich, gemessen daran, mit einem recht abseitigen Thema: das Scheuer. Wie kann das noch Minister sein? Einerseits eine sachlich berechtigte Frage, auf die es andererseits eine einfache unsachgemässe Antwort gibt: das zentrale Sinnen und Trachten des Leithammels der CSU-Ministerherde im Bundeskabinett, Horst Seehofer, der schon seit Jahren hätte zurücktreten müssen, sein zentrales Sinnen und Trachten ist es, dem – aus seiner Sicht – Ekelpaket Markus Söder so lange und so umfänglich zu schaden, wie es nur geht. Was böte sich da mehr an, als der tägliche Beweis, dass CSU-Bundesminister für ihr Amt ungeeignet sind?
Nun zum Wichtigsten und Heftigsten: Tomasz Konicz/telepolis beschreibt, wie Milizen in den USA zunehmend staatliche Kräfte ersetzen, bzw. Vakuum fühlen, wo solches vom Staat hinterlassen wird. Update später Nachmittag: die DLF-Nachrichten melden, Trump wolle die Präsidentschaftswahl nun verschieben. Dazu fällt mir nur ein: seine Kampagne scheint im Eimer zu sein, jetzt wirds richtig gefährlich.
Konicz erwähnt, was ich beim Lesen assoziierte: dass es mit NSU 2.0 und ähnlichen Ansätzen in deutschen Polizei- und Geheimdienstkräften hierzulande bereits Keimzellen für Ähnliches gibt. Wer für sie arbeitet, kann sich heute nicht mehr sicher fühlen (dieser Link verschwindet in einigen Tagen in einem Paywallarchiv), die Unternehmenskultur dort gleicht einer Wolfsgesellschaft.
Dann lieber was-mit-Medien? Auch keine Lösung. Wer so denkt, wie manche Führungskräfte beim öffentlich-rechtlichen “Funk”, muss in der Schule in Sozialkunde, Ethik, Rechtsstaat durchgehend blaugemacht haben.
Wenn es Ihnen jetzt immer noch nicht schlecht genug geht, lesen Sie hier bei Gilbert Kolonko/telepolis weiter: Corona in Indien.
Tut mir leid, ich hätte gerne bessere Stimmung verbreitet. Wenigstens ist das Wetter hier im Rheinland schön. Doofbleiben? Weniger Lesen? Meine These: “früher” war nichts besser, wir wussten nur weniger. Jetzt stehen wir unter Druck, damit klarzukommen.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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