Gestern ging bei Rheinmetall-Konzerns in Unerlüß nichts mehr. Ab 5.40 h blockierten 98 Musiker*innen des Aktionsnetzwerks Lebenslaute die Waffenfabrik Rheinmetall Landsysteme GmbH in Unterlüß (Neuensothrietherstraße). An den vier Hauptzufahrten zum Werk hatten sich jeweils 20 bis 35 Musizierende zu spielfähigen Ensembles zusammengefunden. Ihre Konzertaufstellung hindert Fahrzeuge und Angestellte von Rheinmetall effektiv daran, die Waffenfabrik und den Dienstplatz zu erreichen. Lieferverkehr war nicht möglich. Es erklang an allen vier Blockadepunkten klassische und populäre Chor- und Instrumentalmusik.

In der Erklärung der Musiker, die bereits häufiger auch den Braunkohleabbau im Rheinischen Tagebau blockiert hatten, heißt es zu dieser Aktion:
„Hier in Unterlüß liegt die Hauptproduktionsstätte der MilitärspARTE Rheinmetall Defence. Hier produziert Rheinmetall Waffen und Munition, Komponenten für Panzer und betreibt Europas größtes privates Waffentestgelände. Wir sind hier, weil Rheinmetall ausgehend von diesem Ort Milliardengeschäfte mit dem Tod macht. Deutschland führt heute wieder Krieg, und Krieg beginnt auch in Unterlüß. Rheinmetall-Produkte werden an repressive und nationalistische Regierungen geliefert. Beispielsweise hat die Türkei bei ihrem völkerrechtswidrigen Angriff auf die kurdische Region Afrin in Nordsyrien im Januar 2018 deutsche Leopard-Panzer mit Kanonen und Munition aus dem Hause Rheinmetall eingesetzt.“

Musik gegen die Kriegsausrüster

Ein abschließendes Aktionskonzert fand gegen 11.00 Uhr am Haupteingang unter Beteiligung aller 98 Musizierenden statt. Unter dem Motto „Mit Klang und Schall – ENTWAFFNET RHEINMETALL!“ kamen Werke im Spannungsbogen zwischen Bob Dylans „Masters of War“ und Händels Friedensode zu Gehör. „Mit unserer Musik verleihen wir auch inhaltlich unseren Forderung Nachdruck: Schluss mit der Rüstungsproduktion bei Rheinmetall und anderen Waffenfabriken! Waffen befeuern Kriege. Nicht zuletzt trägt ihr Einsatzerheblich zum Klimawandel bei. Rheinmetall liefert Überwachungstechnologie zur Abschottung Europas. Mit Lebenslaute setzen wir uns hingegen für die Beseitigung von Grenzen ein. Flüchtende aufnehmen!“ so Marcus Beyer, einer der Sprecher von Lebenslaute.
In “sorgfältig auf die Musik abgestimmten Redebeiträgen”, erfuhren die rund 100 Zuhörer*innen, was die Musikaktivist*innen dazu bewogen hatte, sich gegen Rheinmetall in Unterlüß zu wenden: „In Unterlüß liegt die Hauptproduktionsstätte der MilitärspARTE Rheinmetall Defence. Hier produziert der Rüstungsriese Waffen und Munition sowie Komponenten für Panzer. Hier betreibt er Europas größtes privates Waffentestgelände und macht Milliardengeschäfte mit dem Tod“, erklärte Cornelia Weigel von der Pressegruppe Lebenslaute.

Musik gegen Bedrohung

Bereits am Samstag 15.08. hatte Lebenslaute eine Variante seines diesjährigen Programms als Vorkonzert im Unterlüßer Bürgerpark gespielt. Dort erfuhren die 80 Zuhörer*innen, dass ein in der Heide aufgehängtes Veranstaltungsplakat der Musikaktivist*innen mit folgendem Spruch überklebt worden war: „Es kann der Bravste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt. Deshalb: Willst du in Frieden leben, sei bestmöglich auf einen Krieg vorbereitet. Und dafür brauchen wir Rheinmetall.“ Lebenslaute hofft, sein diesjähriges Publikum vom Gegenteil überzeugt zu haben. Rheinmetall dient NICHT unserer Verteidigung. Lebenslaute ist ein bundesweites Netzwerk von Musikaktivist*innen, Laien und Profis, die klassische Musik an Orten aufführen, von denen Bedrohung ausgeht. Seit 1986 finden Besetzungen und Blockaden u.a. von Militärstützpunkten, Atomanlagen, Abschiebeflughäfen oder Kohlegruben statt.
Rheinmetall gehört zu den Sponsoren des sich fälschlicherweise als “Stiftung” bezeichnenden Vereins “Stiftung für Kunst und Kultur e.V.”, geleitet von Walter Smerling in Bonn, der bisher maßgeblichen Einfluss auf die Kunst im öffentlichen Raum in Bonn ausübt.