Vor vielen Jahren (2012) verspielte der WDR eine historische, vielleicht die letzte Chance. Angesichts einer drohenden Reform der Radiowelle WDR3 formierten sich die “Radioretter”, die ihr Programm gegen die geplante Reform verteidigen wollten. Wo gibt es noch so ein Konsument*inn*en-Engagement? – Ein Geschenk für Branding-Expert*inn*en und Marketingmacher*innen. Ja, die meisten Radioretter*inn*en waren reiferen Alters, Bildungsbürger*innen, die aber in grosser Zahl, für eine Welle aus Klassikmusik und anspruchsvollen Wortprogrammen keine Überraschung. Den WDR interessierte das nicht. Die Wortprogramme sind fast komplett weg, viele Hörer*innen auch (auch ich).
Diese Erinnerung drängt sich mir auf, weil die ARD, deren Teil der WDR ist, jetzt ein noch grösseres Geschenk angeboten bekommt. Dieses Mal weniger von Ü60ern wie mir, sondern politisch kommt das Angebot aus der Fridays-For-Future-Generation. Die interessiert sich nicht für Börsenkurse (“Börse vor 8”), nur ein Sechstel tut das. Und nur 11% gucken überhaupt noch ARD. Der Anteil der Jungen dürfte noch weit geringer sein. Wenn die ARD bei denen noch die 5%-Hürde schafft (Fußball, Tatorte), entkorken ihre Medienforscher*innen ein gutes Fläschchen.
Jetzt bekommt die ARD nicht nur eine Idee angeboten, sondern sogar eine preisgünstige, selbstfinanzierte Produktion. Auf dass sie für sich selbst daraus lernen möge. Manche Medien werden von Glück und Zuneigung verfolgt. Verdient haben sies nicht. Aber kapieren sie überhaupt?

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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