Misstrauen Sie allen, die Ihnen weiszumachen versuchen, in absehbarer Zeit sei “es” vorbei. Wird es nicht. Stefan Willich, der Direktor des Instituts für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie an der Berliner Charité, sprach mit der Berliner Zeitung. Die Darstellung der Zeitung ist kein Interviewtext, sondern eine redaktionelle Gesprächszusammenfassung mit vielen wörtlichen Zitaten. Hinzugefügt diese Darstellung zu “Fallsterblichkeit” und “Infektionssterblichkeit”, und wie diese sich unterscheiden.
Beides bewegt sich irgendwo zwischen den polarisierenden Wissenschaftler*innen-Erklärungen, auf die ich hier hingewiesen habe. Nehmen Sie noch diese Darstellung von Florian Rötzer/telepolis zu den aktuellen Impfstrategien hinzu, dann wird Folgendes klar:
1. Nichts ist in ein “paar” Wochen oder Monaten vorbei. Die diagnostischen und therapeutischen Unklarheiten um Covid-19 dauern noch mindestens ein, eher zwei Jahre. Mindestens!
2. Bereits jetzt gibt es einen globalen Wettlauf von Regierungen und Pharmakonzernen, wer als Erste*r einen Impfstoff präsentiert. Das spricht nicht für Seriosität, sondern nur dafür, dass es sich um Politik handelt.
3. Wenn ein oder mehrere Impfstoffe präsentiert sind, ist damit nicht garantiert, dass es sich um das handelt, was benötigt wird, sondern zunächst um das, was Extraprofite erbringen soll.
4. O.g. Darstellung von telepolis, macht deutlich, dass die von dem Virus Gefährdetsten vom Versuchs-Design der Impfstoffentwickler*innen kaum, definitiv unzureichend, erfasst sind. Menschenversuche, um nichts handelt es sich in der vielzitierten “dritten Phase” der Erprobung, sind heikel, ethisch nur mit gutinformierten Freiwilligen durchführbar. Ein klassischer Fall ist aktuell Brasilien: hohe Fallzahlen, hohe Opferzahlen = grosser Leidensdruck, grosse verarmte Bevölkerungsschichten, korrupte Regierung, die auf alles bedacht ist – ausser auf den Schutz ihrer eigenen Bevölkerung. Manche mögen denken: ist doch in den USA das Gleiche – geschenkt!
5. Wenn diese Probleme in – ich schätze jetzt mal – zwei Jahren gelöst sein sollten, haben sich längst neue bislang unbekannte Viren in der Weltöffentlichkeit gemeldet – mit der gegenwärtigen expansiven und extraktiven Wirtschaftsweise der Menschheit wäre alles andere eine Sensation. Die neu zu entwickelnde Lebensweise muss also nicht “nur” das Klima schützen, sondern mit unbekannten, gefährlichen Viren koexistieren, ohne das empathiefähige Sozialwesen Mensch abzuschaffen.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net