Die Trump-Fans
Anlässlich der aktuellen Präsidentschaftswahl wird in hiesigen Medien erneut die herrschende Berichterstattung aufgetischt, die armen, enttäuschten Zurückgebliebenen seien es, die Trumps immer noch überraschend gutes Wahlergebnis verursachten. Das ist ein Märchen. Die FAZ-Korrespondentin Frauke Steffens hat dieses Märchen letzten Samstag nackig gemacht. Und ihr Verlag hat es flugs in die Paywall eingemauert, auf dass es nicht zu viele zur Kenntnis nehmen.
Darum erzähle ich Steffens’ Erkenntnisse hier mal nach. Die US-Medien filmen Trump-Fans auf Trump-Parties, oder in einer der entindustrialisierten Kleinstädte. Der so porträtierte Trumpwähler sei ein weisser Mann “mit unterdurchschnittlichen Einkommen, vermeintlich unterdurchschnittlicher Bildung und überdurchschnittlich lauten Sorgen”. Exakt diese Projektion bediene Trump mit seinen öffentlichen Auftritten zugunsten der “Vergessenen”.
“Doch die Verteilung der Aufmerksamkeit ist von den Zahlen nicht gedeckt”, so Steffens wörtlich. Eine Studie der Northwestern und der Boston University habe gezeigt, dass die meisten Trump-Fans mehr als das durchschnittliche Haushaltseinkommen von 57.617 Dollar (2016) erzielten. Im Mittel habe es bei 72.000 Dollar gelegen. 63 % der Trump-Wähler verfügten über mehr als 50.000 Dollar.
Richtig sei hingegen, dass Trump-Fans schlechter gebildet seien. Als Massstab wird der College-Abschluss genommen. Kein College-Abschluss heisse in den USA aber nicht Armut, oft genug das Gegenteil. 20 % der Trump-Fans hatten keinen College-Abschluss, aber ein Jahreseinkommen über 100.000 Dollar. Und denen komme seine Politik auch besonders zugute. Reich und doof – das ist er schliesslich ja selbst.
Die Doofen, die glaubten, Trump sei der Richtige für sie, wurden durch seine Rassismus-Orientierung gebunden. Steffens zählt viele tribalistische Konflikte des 20. Jahrhunderts auf, in denen die Wurzeln dafür gelegt wurden: Iren gegen Griechen, Weiße hielten ihre Gewerkschaften weiss, weiße Zuwanderer in Kalifornien gegen Mexikaner. Die Weissen verteidigen ihre Vorherrschaft gegen drohende Konkurrenz, und Trump bedient sie mit Ideologie.
Bei Streiks in der Fast-Food-Industrie und bei Kampagnen für höheren Mindestlohn beobachtete Steffens Proletarier*innen aller Hautfarben. Weil die Parteien sich wenig auf sie fokussieren, blieben sie anfällig für rechte Ideologie (die Weissen) und für “resignierte Abstinenz” (die Schwarzen). Nicht von Frau Steffens, sondern von mir: Barack Obama war einer, der diese Abstinenz erstmals geknackt hat.
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