Christen, Kapitalisten, Islamisten, und andere Gewalttäter – es geht zuende, zu langsam allerdings
Die kämpferische Christiane Florin/DLF hat der Deutschen Bischofskonferenz gestern abend noch ordentlich einen mitgegeben. Die Frau leistet zweifellos gute Arbeit, gut angelegtes Gebührengeld. Ein mindestens genauso “guter” Grund zum Kirchenaustritt ist allerdings die Weigerung des Caritas-Konzerns, an einem Tarifvertrag für die “systemrelevanten” und kostenlos beklatschten Pflegekräfte mitzumachen.
Auch andere Kirchen des Kapitalismus gehen nieder. McKinsey meldet wachsende Probleme bei seiner Papstwahl. (Die FAZ hat es mittags vorsichtshalber eingemauert.) Ähnlich wie bei den christlichen Kirchen wächst sich der Kapitalzufluss zu neuer ökonomischer Blüte aus, doch die Kriterien für Gut und Böse erweisen sich als a.o. instabil. Ähnliche Probleme hat Ernst&Young, die im Wirecard-Morast zu versinken drohen.
Der Vergleich dieser Beratungskonzerne mit Kirchen ist weniger abwegig, als Sie denken. Ich weiss von Mitarbeiter*inne*n aus dieser Szene, welche grosse Rolle Ideologien (“Corporate Identity”) spielen, um aus dem Angestelltenheer das Optimum (“24/7”) herauszuholen. Wer sich selbst für “Elite” (= Missionarismus) hält, ist zu allem bereit.
Dieser Mechanismus wirkt auch im professionellen Leistungssport. Und siehe, dort passieren auch die gleichen Verbrechen. Ein “Bischof” des US-amerikanischen Turnsports hat unmittelbar nach der gegen ihn gerichteten staatsanwaltlichen Anklage Selbstmord begangen. Der kontinuierlich sehr qualifiziert aus dem US-Sport berichtende Korrespondent Jürgen Kalwa/FAZ macht deutlich, dass es nicht um einzelne verirrte Schafe geht, sondern ein kriminelles Netzwerk auseinander genommen werden muss.
Nicht minder marode präsentieren sich die islamistischen Milizen, die die Welt unsicher machen. Treudoof lassen sie sich in Libyen von privaten Militärkonzernen instrumentalisieren, die von despotischen “Teufeln” beauftragt wurden, schmutzige Geschäfte zu erledigen. Und wer wird dabei ermordet? Fast ausschliesslich muslimische Glaubensbrüder und -schwestern, gerne zivil und unbewaffnet. Feine Gläubige.
Waffen-, Drogen- und Menschenhandel versprechen herrliche Extraprofite. Darin machen es sich Gewalttäter dieser Welt immer gerne gemütlich, die einen in Konzernzentralen, andere im Wüstensand. Hauptsache, die Weiber reden nicht dazwischen.
Und was sind die wirklichen Probleme?
“Unser bester Freund ist der Golfstrom.” Das sagte ein norwegischer Reiseführer, als ich mit meinem Vater 2011 die norwegische – in der Regel eisfrei bleibende – Küste entlangschipperte. Sollte jede*r mal gemacht haben. Denn vielleicht wird sie in Zukunft nicht mehr so herrlich eisfrei bleiben.
Impfzentren dichtmachen?
Übermorgen, am Sonntagnachmittag hat mein 88-jähriger Vater seinen Impftermin, in den Essener Messehallen. Mit Spannung sehen wir dem Ereignis entgegen. Sollte es wirklich wahr werden? Aus Berlin ist zu lesen, dass solcherart “Impfzentren” eine politmedial aufgeblasene Fehlkonstruktion seien. Ich neige diesem Verdacht zu. Es wird ein riesiges Ereignis aufgeblasen, das mit effektiver Praxis u.U. verdammt überhaupt nichts zu tun hat. Die Kassenärztlichen Vereinigungen waren ursprünglich dafür ausersehen, die Impftermine zu vergeben. Viele ihrer Stellen erwiesen sich von der neuartigen Aufgabe als heillos überfordert. Ihre IT-Systeme waren darauf nicht ausgelegt. Mein Vater hätte diesen Impftermin nicht erobert, wenn er ihn sich selber hätte besorgen müssen. Meine Schwester verbrachte als kostenlose familiäre Dienstleisterin einen vollen Arbeitstag vor dem Rechner; dann war der Termin erobert.
Das Hausarztsystem ist dagegen eingespielt, funktioniert unterschiedlich gut, aber funktioniert, immerhin.
Bonn meldet übrigens heute wieder eine 7-Tage-Inzidenz unter 60 (58,8), statistische Verzerrungen nicht ausgeschlossen (der aus der Wertung fallende vergangene Freitag wies besonders hohe Meldungen aus). Die Belegung von Krankenhausbetten mit Viruspatient*inn*en steigt leider, langsam aber kontinuierlich (in einer Woche von 69 auf 75; Intensivstation: 28).

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net