Und: wer hat weniger Pressefreiheit?
Hat Wolfgang Michal/Freitag eine Überdosis Flurfunk des Willy-Brandt-Hauses abgehört? Oder wie ist das zu erklären, was er in den Besprechungstermin zwischen Frau Merkel und Herrn Laschet am Wahlabend hineinprojiziert: “Dieser Überraschungscoup, zwischen österlicher Auferstehung und Christi Himmelfahrt in Szene gesetzt, wäre der Amtsverzicht Angela Merkels zugunsten ihres Nachfolgers. Der könnte dann mit einem ‘Zukunftsprogramm für die zwanziger Jahre’ und einem Kabinett, das den Aufbruch symbolisiert, ins Rennen gehen.”
Diese Passage ist eher verräterisch, wie mann sich in Sozialdemokraten-Kreisen heute Regieren vorstellt. Und warum sie bei Wahlen regelmässig daran scheitern. Sie kennen das Leben da draussen nicht. Volksparteien kannten es.
Ich wette dagegen. Angela Merkel würde ihr Bild in der Öffentlichkeit höchstpersönlich demontieren, wenn sie mitten in einer “Dritten Welle” der Pandemie – unabhängig davon, ob es die wirklich gibt, ist sie als Faktor in der Öffentlichkeit längst etabliert – aus dem Amt fliehen würde. Zugunsten eines Mannes, dem sie das Amt überhaupt nicht zutraut, egal ob Söder oder Laschet. Merkel wird ausserdem ein gutes Gedächtnis nachgesagt, mit Verzeihen ist sie dagegen selten hervorgetreten.
Nein, ich hänge eher dem urteilssicheren Günter Bannas an. Der hat nicht sensationsgeil eine Amtszeitsverlängerung der Kanzlerin vorhergesagt. Sondern sie lediglich nicht ausgeschlossen. Denn wer kann heute seriös Voraussagen für über drei Monate treffen?
Ich habe mir einen Friseurtermin für Dienstag gesichert. Denn Mittwoch tagen schon wieder die MPs mit Merkel. Wer weiss, ob er danach noch aufmachen darf ….
Russische und deutsche Pressefreheit
In meiner Jugend gehörte es zu den Arbeitsaufgaben deutscher Aussenminister, Konflikte zu entschärfen, bei Aushandlung ihrer Lösung zu vermitteln. Langlang ists her. Die heutige Aussenminister beteiligt sich am Verschärfen von Konflikten, gerne mit Russland. Ulrich Heyden, einem der dienstältesten Korrespondenten in Moskau (telepolis, nachdenkseiten) wird es erkennbar ganz anders. Lesen Sie ihn hier und hier. Sowie den zweiten Teil des nachdenkseiten-Interviews mit Gabriele Krone-Schmalz.
Und wenn es zuträfe, dass dieses Zeug ausdem WillyBrandt-Haus stammt, wäre das doppelt fragwürdig, erinnern wir uns noch gut daran, dass Frau Esken vor nicht allzu langer Zeit zur Frage, ob denn bei AKK’s oder Merz’ Wahl zum Parteivorsitzenden hinsichtlich eines Kanzlerwechsels ausdrücklich betonte, dass die Koalitionsaussage nur zugunsten der Kanzlerin Angela Merkel getroffen wurde und alles andere für die SPD einen völlig neuen Sachverhalt darstellen würde.
Das ist allerdings für nichts ein Gegenargument. Niemand braucht die SPD zum regieren. Andere warten schon.