mit Update 12.5.
Wenn es gegen eine Frau mit (einer gewissen) Macht geht, haben viele Männer keine Probleme damit, Solidarität zu entwickeln. Wenn die Opfer solchen Treibens Flüchtlinge sind, juckt es (fast) keinen (Frauen weniger mitgemeint). Wenn die Bundesregierung den Zünder liefert, sind alle schnell dabei, ihr Mütchen zu kühlen, und sich schon mal für zukünftige Jobs zu bewähren. So war es beim sog. "BAMF-Skandal", der sich – Fakten, Fakten, Fakten – unbemerkt von dicken Schlagzeilen in Luft aufgelöst, seine politischen Zwecke, u.a. Fütterung der AfD, mustergültig erfüllt hat.
Der Anwalt der diffamierten Ulrike Bremermann, Johannes Eisenberg, gibt aber noch keine Ruhe. Das ist gut so. Eisenberg ist in Berlin gut bekannt, u.a. als Rechtsvertreter der taz, und auch von Extradienst-Autor Andreas Zumach. Andreas hat mir viel (Gutes) über ihn erzählt. In meinem Kopf entstand das Bild eines etwas harzigen, skurrilen Typen, der diese Eigenschaften pflegt, um sich unterschätzen zu lassen. Das erweist sich dann als schwerer Fehler seiner Gegenseite, weil Eisenberg sehr viel Wert auf professionelle Qualität legt. Die vereinigt sich in seiner Person mit kämpferischer politischer Hartnäckigkeit.
So fand die Fortsetzung seines Mandats für Frau Bremermann Eingang in die Berichterstattung der Jungen Welt/Kristian Stemmler. An anderer Stelle habe ich nichts dergleichen gefunden. Die Junge Welt hat sich mit solchen Veröffentlichungen die Ehrung und den Respekt des Inlandsgeheimdienstes als “Beobachtungsobjekt” redlich verdient. Nicht wenige betrachten solche Bezeichnungen als Prädikatsexamen für die eigene Arbeit.
Ich fürchte nur, eine entsprechende Respektbekundung in die entgegengesetzte Richtung hat keine Faktengrundlage. So ähnlich, wie bei der “BAMF-Affäre”.
Die Zeit ist auch nicht das, wofür ihre Leser*innen sie halten
Ein Seitenaspekt des JW-Berichts ist die wenig rühmliche Nebenrolle, die darin dem damaligen Ressortchef der Zeit, Martin Klingst, zugeordnet wird. Die Zeit ist immerhin mit weitem Abstand und seit Jahren die auflagen-erfolgreichste deutsche Zeitung, die noch auf Papier gedruckt wird. Ihre Leser*innen werden vermutlich wenig über diese Geschichte erfahren. Klingsts unrühmliche Rolle, und nicht nur seine, dürfte ein tieferer Grund dafür sein, dass die JW mit ihrer Berichterstattung so allein ist. Weil die “BAMF-Affäre” unter dröhnendem veröffentlichten Schweigen zu einer Affäre schlechter Medien geworden ist. Und der Herr Klingst, der das führend mitverursacht hat, ist seit letztem Jahr “Abteilungsleiter Strategische Kommunikation und Reden im Bundespräsidialamt”.
Dann ist ja für alle gesorgt – ausser die Flüchtlinge.
Update 12.5.: Leser Gert Eisenbürger wies mich darauf hin: der unverwüstliche Eckhard Stengel/FR hat ebenfalls berichtet. Danke für den Hinweis. Ich besuche die FR-Homepage täglich. Ihre Politikseite ist so furchtbar boulevardisiert, das Stengels Text wohl schon runtergerutscht war.
Johannes Eisenberg war lange Zeit ein ausschließlich als Berliner “LinksAnwalt” bekannter Jurist. Das hat sich vor Jahren schon geändert, wo er bekannte “Nichtlinke” ebenfalls vertrat. Wen genau, fällt mir sicher noch ein – aber im Moment leider nicht. Er war oder ist derzeit auch der Anwalt jenen Menschen, der die österreichische Politik aufmischte mit einem längeren Video aus Ibiza. Eisenberg klagt auch da gegen Die Zeit…
mehr kann man im konservativen österreichischen Standard lesen..
https://www.derstandard.de/story/2000107213393/hitzige-szenen-in-ibiza-prozess-wir-sind-hier-nicht-in