Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat bekanntgegeben, dass er noch nicht in Rente gehen will. Günter Bannas hat hier als einer der Ersten darauf aufmerksam gemacht. Steinmeier will seinen jetzigen Job behalten. Ich habe einen besseren Vorschlag.
2005-2009 und 2013-2017 hat der Mann einen anstrengenderen und arbeitsreicheren Job gemacht. Bundesaussenminister. Er hat diesen Job weder herausragend noch gar besonders fortschrittlich versehen. Tatsache ist aber: seitdem ist es nicht mehr besser geworden. Und noch wichtiger: wird es auch nicht.
Bundesaussenminister, die ihren Job ernstnehmen, greifen gerne auf die Fachkompetenz der Stiftung für Wissenschaft und Politik (SWP) zurück. 2005-2020 wurde sie von meinem Freund Volker Perthes geleitet, der, ohne darüber übermässigen PR-Lärm zu veranstalten, sie personell diverser und transparenter aufgestellt hat. Respekt und Anerkennung zollten ihm und seinem Team alle demokratischen Parteien. Ohne dass ich von ihm Staatsgeheimnisse erfuhr, bezeichnete er alle Aussenminister seiner Amtszeit als beratbar – an seinen Nuancen, die ich seit den 70er Jahren kenne, konnte ich allenfalls schliessen, dass es in unterschiedlichem Maße gelang. Und wenn Sie nun meinen, Sigmar Gabriel sei besonders schwierig gewesen: das ist nur ein öffentliches Klischee, das der Mann – bis heute – für seine Performance pflegt. Das ist eine Baustelle für PR-Berater*innen. Aussenpolitik-Berater*innen haben andere Aufgaben und Kompetenzen.
Steinmeier wird meinen Vorschlag nicht sympathisch finden. Mehr Arbeit, mehr Ärger, mehr Stress, zweifellos. Aber wenigstens bekäme ich keine Angst. Meine Befürchtung ist, dass die*der nächste Aussenminister*in besonders zugänglich für Berater, wie den vom Maoismus zur “liberalen Moderne” konvertierten Kreuzzügler Ralf Fücks wird, der die Beratungsarbeit der SWP (Aussenmnister kommen und gehen …) unzumutbar komplizieren würde, und Ihre und meine Sicherheit in Mitteleuropa in Gefahr brächte. Eine Parallele zu der Rolle, die die Figur Joscha Schmierer (kein Pseudonym) einst bei Joseph Fischer spielte, der auch einen Krieg mit angefangen hat. Kreuzzügler bleiben gefährlich, auch wenn sie die Richtung um 180 Grad wenden.
Selbst Christian Lindner wäre sicherer, der definitiv beratbar ist, nur nicht von FDP-Mitgliedern, von denen er schon weiss, wie doof die sind. Die Realos des deutschen Grosskapitals würden so einen unter Kontrolle halten.
Aber je länger ich drüber nachdenke: Steinmeier wäre für diesen Job die beste realistisch erreichbare Besetzung – Koalition egal. Eine “Keine Experimente”-Mehrheit im Wahlvolk hätte er sicher.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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