Selbstverständlich habe ich mir das “Hart aber fair”-Spektakel des Herrn Schnipselmann erspart. Ich achte auf meine Gesundheit. Und was dann anschliessend mit der Jungen Grünen Ricarda Lang passierte – es hätte mich gewundert, wenn das nicht passiert wäre. Nora Frerichmann machte mich in ihrer Altpapier-Kolumne (MDR) darauf aufmerksam. Die doofen Männer, die ihr Wasser nicht halten können, die gibt es ja leider schon seit Jahrtausenden. Neu ist dagegen, dass es erstens immer mehr Ricarda Langs gibt, und zweitens immer mehr Menschen, die sich mit ihr kämpferisch solidarisieren. Das hat einen Namen: Body-Positivity-Bewegung, und vor wenigen Tagen, Mediathek noch bis Dienstag, gab es einen tollen Film, der ihre Politik illustrierte und erklärte.
Automatisierte Werbeausspielung – braun und stinkend wie früher die Emscher
Frerichmann macht in ihrer Kolumne auf ein weiteres interessantes Thema aufmerksam: Programmatic Advertising, “u.a. von Google automatisiert ausgespielte Werbung”. Sie zitiert einen Berater, mit dem zusammen sie zurecht beklagt, wie dadurch Hassproduktion und rechtsradikale Webseiten mitfinanziert werden. Ich kann versichern: es ist noch doller. Neben dem Schnipselwesen in der Pornovideowelt zum schnellen “Kommen” in wenigen Minuten, gibt es in der Netzwelt da draussen immer mehr Pornofilmvideotheken, in denen alle relevanten Produktionen extra large in voller Länge kostenlos genossen werden können. Wenn das männliche Hormonstauopfer jung und reaktionsschnell genug ist, vor dem Start des Films einen ganzen Müllberg von Popups und Werbeunterbrechungen wegzuklicken. In diesen Müllbergen finden sich erstaunlich zahlreiche Staatsmänner, Dax-Konzerne, Popstars, die offenbar alle die “Umgebung” nicht zur Kenntnis nehmen, in denen ihre “Marke” da verbrannt wird. Oder doch? Absicht?
Porno ist seit Jahrhunderten die Avantgarde der Technologieentwicklung, der Brutkasten der meisten “Killer-Applikationen”. Die Männerherrschaft machts möglich. Und wer alles dabei reich wird und mitverdient, geht uns selbstverständlich überhaupt nichts an. Am Ende kommen wir noch auf die abstruse Idee, die sollten Steuern zahlen … Hier verbinden sich Politik, Mafiaclans, Steueroasen, Investmentfonds zu aller Beteiligten Nutzen (ausgenommen die in der Branche Arbeitenden, und die Milliarden Konsumenten, deren Datenberge neue Profite generieren). Meine Hypothese: die globale Marktführerschaft erobert die japanische Yakuza vom einstmals führenden Kalifornien, weil sie den Super-Markt China mitbespielen kann. Je mehr Bigotterie, umso paradiesischer der Markt und die Extraprofite. Hier sammeln sich die Datengebirge für die – technisch notwendige – Fütterung “Künstlicher Intelligenz/Idiotie” (“Artificial Intelligence”) – in Asien.
Es recherchiert niemand: Investigativredaktionen, Rechercheverbünde, egal – alle keine Zeit, zu viel Arbeit, zu viel Ärger und viel zu schmutzig.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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