Deutschlands derzeit schönstes Gesicht in der Welt
Bei allem Ärger über Politik und Klimakatastrophen dürfen Freude und Genuss nicht vernachlässigt werden. Wo soll sonst die Kraft für Veränderung herkommen? Dafür hat Deutschland jetzt ein weltweit beachtetes Gesicht, das einer Schwarzen: Malaika Mihambo. Was für ein Kontrast zu dem Gesicht, dass ich mit Olympischen Spielen in Tokio verbinde. 1964 auf einem verschneiten Schwarz-Weiss-TV-Bild sah ich einen lebenslang ausgehungert aussehenden Harald Norpoth über 5.000m zur Sensations-Silbermedaille spurten. Das erregte damals weit grössere Teile der deutschen Öffentlichkeit, als das heutige TV-Nacht- und Frühprogramm.
Dass die TV-Bosse von ARD und ZDF sich ihre Programmpolitik schönschwätzen, kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Olympischen Geisterspiele dieses Jahres den meisten Menschen hierzulande am Arsch vorbeigehen. Zu Recht. Wir haben andere Sorgen.
Die jungen Sportler*innen in Tokio sind daran unschuldig. Für sie ist es eine biografische Tragödie, mit ihrer Leistungs- und Karriereplanung in so ein tiefes Corona- und Klimakastrophenloch zu fallen. Für die meisten von ihnen, mit den bekannteren Fussballprofis überhaupt nicht zu vergleichen, findet ein Existenzkampf statt. Sie werden sich andere Herausforderungen als Sportdisziplinen, die von den Medienkonzernen gar nicht erst ignoriert werden, suchen müssen.
In der Hinsicht hat Malaika Mihambo jetzt zunächst mal Boden unter den Füssen. Mit ihren 27 Lebensjahren kämpft sie schon fast 20 darum, die Beste zu sein. Im Weitsprung hat sie es jetzt nach der WM 2019 zum zweiten Mal geschafft. Das war nicht nur ein harter körperlicher, sondern noch mehr ein Kampf mit sich selbst, ihrer psychischen Verfassung und Stärke, die sie letzte Nacht kaum noch steigerbar “aufs Brett” gebracht hat. Eindrucksvoll geschildert hier von Michael Wilkening/Berliner Zeitung und hier von Achim Dreis/FAZ.
Mihambo wird verkauft von einer frauengeführten PR-Agentur aus Heidelberg, ihrer deutschen Heimatregion. Es darf angenommen werden, dass die Damen sich gut kennen. Die Geschäftsführerinnen stehen auch im Impressum von Mihambos Homepage. Ihre detailreich ihre sportliche Kindheit und Jugend behandelnde Wikipedia-Seite könnte eine Auffrischung vertragen. In ihren Medienauftritten wirkt sie so gut, so sympathisch-perfekt (Video 47 min), dass ich fast schon den Verdacht “übercoacht” entwickle. Aber das ist vielleicht eine Berufskrankheit meinerseits. Ihr persönliches Sponsorenensemble (Nike, Audi, Deutsche Bank, Sandmaster, Inter, Mattel, Xion, Herrenknecht, letzterer der Tunnelbohrer von Stuttgart21) wird sie sicher noch ein paar leistungsstarke Jahre materiell absichern.
Wenns dann über 30 Lebensjahre geht, wird es spannend. Mihambo wird nicht nur als Schönheit, sondern auch als intelligente, charakterstarke Figur verkauft. Sie hat Politikwissenschaften studiert (Abschluss) und studiert an der Fernuni Umweltwissenschaften (laut Wikipedia). Was wird sie nach dem Leistungssport machen? Wofür sie sich auch entscheidet, sie wird es einflussreich beginnen.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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