Bildpolitik und linke Medienstrategien – kleines Einmaleins und ABC, nirgends
An Corona kann es noch nicht liegen. Die Spin-Doktor*inn*en in der Hauptstadtblase sind alt genug, dass sie schon vorher ausreichend ihre Berufsschulen besucht haben können. Wie kommt es dann zu “Bereit, weil Ihr es seid”? Gegenüberstellung von “Wir” und “ihr Wähler*innen”, Grossschreibung, wie sonst nur in Briefen/Emails üblich. Oder zu “Klima und Wirtschaft ohne Krise”, ein eindeutiger Fall von Fakenews?
Solches habe ich auf Grünen-Wahlplakaten gelesen, neben Gesichtern, die selbst mit gutem Willen nicht zu erkennen sind, weil sie im gleichen Ton abgebildet werden, wie die optische Umgebung auf dem Plakat. Kontrastarmut, als sei es im Keller fotografiert worden. Das macht mir Kopfschmerzen. Wofür gibt meine Partei ihr Geld an dienstleistende Agenturen? Was können die? Ausser Aufschneiden und einwickeln?
Wie schön, dass es woanders auch scheisse ist. Was der Armin Laschet in den letzten Wochen angestellt hat, würde seinen Erziehungsberechtigten Angstschweiss erzeugen und schlaflose Nächte bereiten: was habe ich nur falsch gemacht? Dass Markus Söder einer von ihnen ist, was sagt das über Laschets Familienverhältnisse?
Aber Scherz beiseite und ernsthaft gefragt: wer berät den vielbeschäftigten Mann eigentlich? Oder ist der unberatbar? Dann behüte unsere Republik. Hendrik Wieduwilt/uebermedien listet die – handwerklich betrachtet verheerenden – Fehler der Bildpolitik des Laschet-Teams auf. Die meisten davon dürften den meisten von uns aufgefallen sein. Einzelne dieser Fehler können im Alltag passieren. Sie treten jedoch so massiert auf, dass sich ein negativer Zirkel aufgebaut hat: die feindlichen oder auch nur neutralen Medien warten schon auf den Nächsten, wie Spielsüchtige. Laschet sitzt da in einer Falle, viel nachhaltiger wirkend, als die, in die Baerbock schon reingetappst ist.
Was macht eigentlich Eva Christiansen nach der Wahl?
Linke Medien lernen auch nichts
Fast nichts. Gut: die Junge Welt berichtet über ein Netzwerk aus CDU-, FDP- und AfD-Leuten. Eine Recherche der berühmten WDR, NDR und Zeit, von der ich bis heute nichts mitbekommen habe – hier der Tagesschau-Bericht. Von diesem Tom Rohrböck habe ich noch nie im Leben was wahrgenommen. Gibt es den wirklich? Dann bewege ich mich halt einfach nicht in solchen Kreisen, was doch für mich spricht, oder? Wundern daran tut mich auch nichts, dafür bin ich alt genug, und selbst 9 Jahre Mitglied der FDP gewesen.
Was die Junge Welt gut gemacht hat, kann mich bei German Foreign Policy an den Rand der Verzweiflung bringen. Dort berichten anonym bleibende Autor*inn*en über eine “Studie der internationalen NGO The People’s Vaccine Alliance” mit dem Titel “Der große Impfstoffraub”. Auf eine Verlinkung wird verzichtet. Der Bericht wird zudem in gut einer Woche in einem Paywall-Archiv vergraben (eine Gefahr, die auch bei der oben noch gelobten Jungen Welt beständig droht). Bei der People’s Vaccine Alliance ist sie nicht auffindbar. Mit dem englischen Originaltitel habe ich sie dann endlich gefunden, auf Englisch, deutsche Übersetzung scheinbar nicht verfügbar.
Verdammte Schesse, das ist wichtig, das ist skandalös, das muss verbreitet werden, Eingang in den öffentlichen Diskurs finden. Warum sind so viele zu blöd, dafür zu sorgen?

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net