Und interessiert sich die Ampel ernsthaft für gemeinnützigen Journalismus?
Da bleibt Satire mal wieder macht- und sprachlos. Der Springerkonzern will für seine nicht wenigen Beschäftigten (16.000) Liebesbeziehungen jetzt meldepflichtig machen, nur weil sich einer seiner leitenden Angestellten beweiskräftig als Arschloch hat überführen lassen. Steffen Grimberg/taz und seine Mitbewohnerin weisen zutreffend darauf hin, dass Friede Springer unter diesen Bedingungen gar nicht möglich, sondern Friede Riewert hätte bleiben müssen – was zu einem völlig anderen Verlauf der Machtkämpfe in der Familie und ihrer Konzernanteile geführt hätte. Womöglich wäre Mathias Döpfner dann immer noch bei der Wochenpost, und der Reichelt was ganz anderes geworden, als sog. “Journalist”.
Gemeinnütziger Journalismus
Die Kontext-Wochenzeitung erscheint in Stuttgart. Möglicherweise unterhalten einzelne ihrer Mitarbeiter*innen gute Kontakte zu baden-württembergischen Grünen. Diese wiederum, als stärkste Partei ihres ökonomisch relevanten Bundeslandes, dürften auch in den Hauptstadtblasen Berlins nicht minder relevanten Einfluss haben. Es ist also denkbar, dass es stimmt, worüber der von mir hochgeschätzte Medienforscher Horst Röper, dem ich wünsche, dass er mit Thomas Röper in St. Petersburg nicht verwandt sein muss, und seine Interviewerin Susanne Stiefel spekulieren: dass die Ampelkoalition um gemeinnützigen Lokaljournalismus besorgt sein könne.
Nun bleibt nur abzuwarten, welche Kratzfüsse diese Koalition, wie schon alle vor ihr, vor dem Milliardärskartell des BDZV macht. Ein Verzicht darauf wäre eine echte Sensation, und ich müsste mein Welt-, nein nur mein Deutschland-Bild, korrigieren.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net