Marlen Hobrack, eine immer wieder lesenswerte Autorin, hat für die taz die Neuauflage von Noberto Bobbios “Rechts und Links” gelesen. Das kluge Werk ist von 1994 und passt immer noch in die Zeit. Hobrack fragt, wer ein Interesse daran habe, das Links-Rechts-Schema zurückzuweisen, und gibt die Antwort selbst. Viele von denen werden uns nun vier Jahre regieren.
Auch die Dummen unter den heutigen Linken sollten Bobbio endlich lesen. Denn der Unterschied zwischen Rechts und Links betrifft keineswegs ausschliesslich den Klassenwiderspruch zwischen Kapital und Arbeit, sondern, neben diesem wichtigen, zahlreiche weitere Widersprüche. Autorin Hobrack gehört zu denen, die das begriffen haben. Wer das nicht begreift, wird der gesellschaftlichen Musik immer nur hinterherlaufen. Ihm, mehrheitlich Männer, entgehen die Widersprüche, von denen er lebenslang – als sei es “natürlich” – profitiert. Z.B. die dänischen Medienmänner (Audio 6 min), die doch “nur” praktizieren, was dort auch in “der” Politik üblich ist. Und selbst dem klugen, charmanten Gregor Gysi ist es jüngst unterlaufen, dass er FDP-Politikerinnen zu Prominenz verhilft. Mann lernt nie aus, sollte mann jedenfalls nicht.
Die Kapitalismus-Religion
Der globale Kapitalismus bibbert und zittert um ein Kapitalzentrum in der kommunistischen Parteidiktatur Chinas. Ein paar Regierungsfuzzis (u.a. aus den USA und Deutschland) wollen die Olympischen Winterspiele in China “boykottieren”. Wäre mir neu, dass die irgendeine sportliche Olympianorm erfüllt hätten; der Sport wird sie nicht vermissen (allenfalls Thomas Bach).
Tatsächlich aber hängen sie alle längst am Tropf der chinesisch-kommunistischen Wachstumsraten, bei denen +6% als Ausdruck einer heftigen Krise empfunden werden. Und während in London oder NYC längst alles ökonomisch implodiert wäre, trauen sie der kommunistischen Parteidiktatur immer noch zu, den GAU unter Umständen und ganz eventuell unter Kontrolle kriegen zu können.
Wissenschaft ist das nicht, weder BWL noch VWL, Sozial- und Politikwissenschaft nur vielleicht, allenfalls als spätere Nachhinein-Analyse. Es muss sich um Religion handeln.
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