Detective Harry Ambrose weiss es jetzt. Grandios: Die vierte Staffel von „The Sinner“
406 Jahre nach Shakespeare (und etwas weniger Jahre nach Schnitzler) kommt die Idee, dass die moralischen und weniger moralischen Handlungsintentionen irgendwie reigenartig (und nicht schwarz/weiß) miteinander verstrickt sind, zurück in die breit unterhaltende Darbietung. Eine junge Frau begeht Selbstmord, und der krasse Bill Pullmann ermittelt als (inzwischen pensionierter) Detective Harry Ambrose sechs Epos-Stunden lang. Die ganze Geschichte eines US-amerikanischen Fischerdorfs kommt in den Blick. Drei Einwanderer-Generationen (und die nicht mehr sichtbare Urbevölkerung im Gedenken) – alle im Struggle for Life. Und ausgerechnet die, die aus diesem Reigen aussteigen will, lässt mit dem „Peacemaker“ den entscheidenden Fehlschuss fallen.
Die Serie „The Sinner“ packt uns bei der Nase und zeigt, wie doof wir eigentlich sind, wenn wir uns immer wieder neu in den Medien-Fleischwolf der Schwarz/Weiß-Logik verstricken lassen. Und das alles als Produkt aus ebender Unterhaltungs- und Aufmerksamkeitsökonomie, die von dieser Logik lebt!? Tja, die Wege der „Aufklärung“ sind wohl unerforschlich.
Im Fall von „The Sinner“ versöhnen sie mich auch mit den Kierkegaard/Nietzsche/Batailleschen Abgründen, die einige Längen in der dritten Staffel produzieren, und den Eso-Abwegen, die der Detective in der ersten Hälfte der vierten Staffel nehmen muss. Vielleicht sind auch die unerlässlich für das grandiose Kleinstadt-Welt-Panorama, das hier entworfen wird.
P.S. In meinem inneren ewigen Serien-Ranking „The Sinner“ jetzt mit Goldmedaille vor „Breaking Bad“.
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