In meinem sozialen Umfeld bemerke ich die Zuspitzung. Eine Mischung aus Verzweiflung und Beharrung. Krieg ist das Problem, nicht die Lösung. Das ist durcherforscht, spielt aber im vermachteten öffentlichen Diskurs kaum eine Rolle. Dieser Diskurs darf nicht verwechselt werden mit dem Denken und Fühlen der Menschen, die nicht in Medienmacht- oder Politikpositionen agieren. Es sind viele, allein in Deutschland mehrere Millionen, die in der Friedensbewegung der 80er Jahre sozialisiert wurden. In Deutschland sind das die geburtenstärksten Jahrgänge. Parteien, die in Zukunft noch gewählt werden wollen, dürfen das nicht vergessen – oder gar ignorieren.
In diesem Sinne scheut unser Blog-Realo Roland Appel keine denkenden strategischen Mühen, nach Auswegen aus dem Krieg zu suchen: “III. Weltkrieg – oder ein Ausweg?” lautet seine brutale Alternative. Die Hoffnung stirbt zuletzt, dass es Politiker*innen in freiheitlichen Demokratien gibt, die von dieser Frage getrieben sind. Und wenn sie wirksam und erfolgreich sein wollen, nichtöffentlich diplomatisch vorgehen müssen. Ist Diplomatie eine aussterbende Art? Wer diesen Eindruck öffentlich pflegt, schafft sich mglw. zweifelhafte Vorteile. Sicherheit gehört sicher nicht dazu.
In meinem Eintrag “Wie wir streiten” setze ich mich mit dem aktuellen Blogbetrieb im Beueler Extradienst auseinander. Ich bin für Toleranz und Respekt gegenüber Andersmeinenden. Auch wenn es mich anstrengt. Und viele Leser*innen auch. Letztendlich sind immer die Autor*inn*en selbst für ihren Auftritt und seine Wirkung verantwortlich. Auch die in den Kommentaren. Ich bin für Streit. Wenn er um die politische Sache geht. Wer das nicht aushält, fühlt sich in irgendeiner Blase wohler. Der Demokratie hilft das nicht. Meine Lese- bzw. Hörempfehlungen zum Weiterstreiten sind Marlen Hobrack, Friedrich Küoppersbusch und Jörg Kronauer.
In der Karwoche kommt der Frühling zurück. Fehlt noch die passende Politik dazu.
Freundliche Grüße
Martin Böttger
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