Kirmes für Denkfaule, bitte einmal hier entlang …
Die Republik lachte kürzlich darüber, dass der Verkehrsminister der FDP, der damit sogar eine ganze Bundesregierung überzeugen konnte, seine Ablehnung eines Tempolimits damit begründete, dafür gäbe es nicht genug Schilder. Deutschland ist international berüchtigt für seinen Schilderwald. Aber da, wo sie gebraucht werden, hat es keine. Auch in Beuel nicht. Und nicht nur nicht für Autos.
Die Meinungen über eine Kirmes sind geteilt. Den einen machts Spass, Andere sind genervt. Ich bin mutmasslich vor über 66 Jahren bei sowas geplant worden. Das soll hier lieber für nichts ein Argument sein.
Noch bis “gestern” krakeelte die Bonner gross- und kleinbürgerliche Öffentlichkeit mitsamt der vor Begeisterung über das Spektakel durchdrehenden Lokalmedien über den Ausbau der Radwege in der Rheinaue zum “Radschnellweg”. Daran ist richtig – und richtig investiert! – dass beide Rheinuferseiten Teil des meistbefahrenen Radweges Europas sich, des “Eurovelo 15”, dito bei der “wundersamen Bahn” und auf der Wasserstrasse in der Mitte. Hier wohnen einfach viele.
Zu den Ausbaumassnahmen habe ich mich schon oft genug kritisch geäussert (Baumfällungen). In meinen Vereinen (Grüne und ADFC) war ich damit in der Minderheit. Damit, liebe Radschnellwegfreund*inn*e*n ist die Sache aber nicht erledigt, sondern die Probleme gehen jetzt erst richtig los.
Wie Ihr als gewiefte Verkehrsexpert*inn*en wisst, ziehen neue Strassen neuen Verkehr an. So auch bei uns. Ostern steht bevor, das Wetter wird schöner. Und wo der Eurovelo 15 am engsten ist, steht jetzt eine Kirmes. Schon am Bahnhöfchen in Beuel ist die Situation prekär. Wo der Weg für Räder und Fussgänger*innen am engsten ist, auch keine Bäume im Weg sind, parken jetzt die Räder der Gastronomiegäste den Weg noch enger zu. Und wer da durch ist, muss anschliessend auf Kurs Süd vor der Kirmes kapitulieren.
Selbst ohne Kirmes: motor-, auch und gerade E-motorgetriebene, Fahrzeuge haben an dieser Stelle so wenig zu suchen, wie auf dem ausreichend breiten Schwarzrheindorfer Rheindeich. Es sind zu viele Fussgänger*innen unterwegs, insbesondere schwer erziehbare Kleinkinder (und Haustiere). Motorgetriebe und Selbstoptimierungs-Getriebene auf Rennrädern – am Wochenende! – müssen entfernt werden. Sie sind eine Lebensgefahr für sich und für die Allgemeinheit.
Eine Hilfe wäre in allen diesen Fällen der berühmte “chinesische Verkehrsminister” Um-Lei-Tung. Jetzt zur Kirmes gehört an der Abfahrt vom Deich zur Wolfsgasse ein Schild, das die Räder auf die Rheinaustrasse umleitet. Diese könnte, ganz im Sinne der “Verkehrswende”, für die Dauer einer Veranstaltung am Rheinufer von Autos leergeräumt und den Rad-Tourist*inn*enmassen übergeben werden. Das wäre übrigens für die nördlichen Abschnitte, wo Räder und Fusswege nicht getrennt sind, auch eine schöne Dauerlösung.
Wie erreichen die armen Anwohner*innen der Rheinaustr. (keine Wohnung unter 1 Mio. an der Uferseite) dann ihre teuren Tiefgaragen? Gute Frage. Die Tiefgaragen sind vor allem wichtig für Hochwassersituationen. Wo sind denn dann die Autos?
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