Dieser Text gefährdet Ihr Wohlbefinden – Empfindliche lesen nur den unteren Teil
Ein guter Freund will in Kürze von NYC nach Beuel zurückkehren. Ich schrieb ihm heute, ich sei nicht sicher, ob eine Europareise derzeit eine gute Idee ist. Die deutsche Politik und ihre herrschenden Medien begünstigen solche Pläne nicht. Die Berliner Zeitung gilt innerhalb der deutschen Zeitungsverlage als geächtet. Wegen solchen Sachen:
Liudmila Kotlyarova, schon mehrmals verhaltensauffällig, interviewte Andrei Gromyko, einen Enkel des Gromykos, den alle Älteren noch kennen. Laut Kotlyarova ist der Mann von Wladimir Putin aus dem “Expertenrat beim Sicherheitsrat der Russischen Föderation” gefeuert worden. Ich füge hinzu: hierzulande käme er dennoch in keinen rein. Solche Leute sind mir die Interessantesten. Auch ein Putin-Manöver? (Sollte die Berliner Zeitung den Text noch digital einmauern, melden Sie sich bei mir; ich habe ihn mir gesichert.)
Hier weitere Leseempfehlungen meinerseits, die Sie nicht beruhigen werden:
Björn Hendrig/telepolis: “Deutsche Lehren aus dem Ukraine-Krieg – Wie sich die Koalition bei dem Versuch verheddert, sich vom außenpolitischen Druck der USA und der energiepolitischen Abhängigkeit von Russland zu befreien”
Wolfram Janzen/telepolis: “Wladimir Putin: Das Selbstbild hat Risse – Wie kann man dem russischen Präsidenten angesichts des Angriffskriegs gegen die Ukraine begegnen?”
Wolfgang Storz/bruchstuecke im Interview mit Gerd Koenen: Der russische Hybrid: Putinistische Weltpolitik – „Oder aber es passiert das Folgende … Nach einer halben Niederlage oder einem ruinösen neuen Pyrrhus-Sieg in der Ukraine — Putin selbst hat es immer wieder an die Wand gemalt: eine chaotische Selbstauflösung dieses von vielerlei Kräften und Tendenzen untergründig durchwirkten Staatsmolochs. Ein Szenario, das man sich so wenig wünschen kann wie irgendeines der anderen Szenarien. Und hier endet im Moment meine Phantasie — wie die aller äußeren Beobachter, oder vermutlich auch aller Bürgerinnen und Bürger Russlands selbst, die sich (offen oder insgeheim) fragen oder bald fragen werden, wann und wie dieser Alptraum enden wird.“
Wenn ich den wählen könnte – Kölner*innen können es gelegentlich – ich nähme den.
Konstruktives bitte hier entlang
Doch, es gibt noch guten Journalismus. In der Coronapandemie bin ich Stammglotzer des Wissenschaftsmagazins “nano” auf 3sat geworden (werktags 18.30 h). Aus der gestrigen Ausgabe empfehle ich insbesondere:
“artensterben oder Hungerkatastrophe – Eine Hungerkatastrophe droht in vielen Ländern der Dritten Welt durch den Wegfall der Getreidelieferungen aus Russland und der Ukraine. Ist es da nicht mehr als logisch, dass wir ökologischen Ausgleichsflächen wie Brachen und Blühwiesen, sofort für die Nahrungsmittelproduktion frei machen? Wir haben mit einem Bauern, einem Agrar-Ökologen und einem Agrar-Ökonomen gesprochen.” Ich nehme das Fazit vorweg: nicht Blühstreifen behindern die Nahrungsproduktion, sondern die industrielle Tierfutterproduktion.
Die gute Nachricht: “Malaria Impfung in Kenia – In Kenias Westen, einem Hochrisikogebiet für Malaria, laufen seit einiger Zeit Pilotimpfungen mit dem ersten empfohlenen Malaria-Impfstoff Mosquirix. Der Impfstoff ist von der WHO erstmal nur für Kinder empfohlen.800.000 Kinder haben den Impfstoff bereits erhalten. Beobachter sehen bereits große Erfolge, besiegt ist Malaria aber noch lange nicht.”
Sehr aufschlussreich für den Klimaschutz: “Kasse machen mit dem Wald – Lassen sich Bäume mit einem Preisschild versehen? Der Preis von etwas ist immer ein Maß für seine Wertschätzung. “Was nichts kostet – ist auch nichts wert,“ sagt man. Beim Wald könnte das im Zweifelsfall genauso gesehen werden, man denke nur an die brasilianischen Regenwälder. Deshalb liegt es nahe, den Geld-Wert eines Waldes genauer zu bestimmen. Zwei Wochen lang haben wir zusammen mit Wissenschaftlern versucht, den Wert eines Waldes so genau wie möglich zu vermessen und in Euro umzurechnen.”
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