Eskapismus ist gesund. Mit meinem Friseur habe ich heute das Auswärts-1:1 meiner Borussia im süddeutschen Raum fachlich ausgewertet. Und siehe: meine Laune war gut. Das Mittagessen schmeckte gleich noch besser. Blöd nur, dass ich, wenn ich nicht mit jemand verabredet bin, mir immer was zu lesen mitnehme. Was dabei herauskam, verträgt sich allenfalls klimapolitisch mit dem heutigen rheinischen Sonnenschein.

1. Atomkrieg – das Risiko steigt

Klaus-Dieter Kolenda hat für telepolis einen Aufsatz von John J. Mearsheimer übersetzt, der am 17.8. in der US-Zeitschrift Foreign Affairs erschienen ist. Originatitel: “Playing With Fire in Ukraine – The Underappreciated Risks of Catastrophic Escalation”.

Mearsheimer ist kein Linker, sondern ein führender Vertreter der durchaus, wie es sich für Wissenschaft gehört, umstrittenen US-“Realismus-Schule”. Was das ist, hat z.B. im April sehr anschaulich “Die Anstalt” vorgespielt. Nicht allen hat das gefallen.

2. Klimakrise

Auch dazu hat telepolis seinen allwöchentlichen Stimmungskiller, die Energie- und Klima-Wochenschau, in dieser Woche von Jutta Blume. In ihrer Schau fehlt zudem noch die Dürre in China, dem Rheinland nicht unähnlich, nur viel grösser.

3. Abgehängtes EU-Europa

Wie resilient China auf sein Klima zu reagieren vermag – die Nullcovid-Politik war zumindest für mich nicht wirklich überzeugend – bleibt abzuwarten. In seiner Aussenpolitik, da stimme ich Wolfgang Pomrehn/telepois zu, erscheint es unendlich weiser und erfolgreicher.

Das europäische Rüstungs-Grosskapital vermittelt einen Eindruck, gegen den ein Hühnerstall eine gesicherte staatliche Ordnung darstellt. Und zwar mit Fuchs. Unsere Partner von imi-online hatten schon im Juni die akute Krise dieser Kräfte sachlich gemeldet. Die heutige Darstellung von german-foreign-policy.com liest sich mit deutlich mehr Schadenfreude (schnell lesen, in einigen Tagen in einem Paywall-Archiv). Sie lässt über den sachlichen Zusammenhang hinaus weit tiefer blicken in den Zustand von EU-Europa. Es ist weder in Beijing noch Washington ernstzunehmen. Auf eine Kanzlerrede mehr oder weniger kommt es da nicht mehr an.

Entstanden ist die EU übrigens mal mit Diplomatie. Die Jüngeren fragen besser mal ihre Eltern, was das war – es bestand aus richtigen Menschen – in der Zeit, als es noch keine asozialen Medien gab, die nur noch 1 und 0 kennen.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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