Die wundersame Bahn (CXXV) jedenfalls nicht
Jede’ Jeck’ is’ anders. Das ist nicht nur eine Volksweisheit. Es ist auch so. Warum glauben das so viele nicht von sich? Darüber grübelt Isolde Charim anscheinend in einem Buch, aus dem die taz einen Auszug dokumentiert. Ich verehre diese Autorin sehr, vor allem für die leider rar gesäte Fähigkeit zu dialektischem Denken, die sie hier erneut demonstriert. Es ist für sie als Autorin sogar zu einem Geschäftsmodell geworden, weil es kaum noch jemand beherrscht. Sei ihr gegönnt.
In dem Textauszug fällt mir sogleich ein Mangel auf. Wie schafft es das Sein, das Bewusstsein der Individuen so zu trainieren, wie es Charim einleuchtend beschreibt? Hier begänne die Kapitalismuskritik, mitsamt all der Fragen, was nun zu tun sei. Zu kompliziert? Nicht wirklich.
Der Kampf ums Reich-und-Berühmtwerden ist vergeblich. In 99% der Fälle. Oder mehr. Sibylle Berg z.B. weiss es und erklärt es sich und uns immer wieder, was für sie eine gute Medizin ist, weil sie, nunja, selbst ein bisschen berühmt ist. Sie weiss um die Suchtgefahr, die Abhängigkeit. Denn sie lebt in der Schweiz. Das muss eine sich auch erstmal leisten können.
Ich weiss, dass ich einzigartig bin. Weil ich das weiss, muss ich es nicht beweisen. Ich hatte auch nie den Drang berühmt zu werden, was mich sehr gesund gehalten hat. Allein festzustellen, dass ich es werden könnte, und wie das funktioniert (s. Charim), genügte mir – als Erkenntnisgewinn. Darum vermeide ich auch jeden Rummel um diesen Blog. Sie müssen ihn schon selber finden. Er ist auf der ganzen Welt zugänglich. Und Sie haben ihn ja auch gefunden.
In Charims Textauszug taucht der Begriff Selbstoptimierung nicht auf. Obwohl es die ganze Zeit darum geht. Der Kapitalismus entscheidet danach, wie weit diese Krankheit fortgeschritten ist, ob sie mit “Erfolg” belohnt wird, oder – wer renitent und gesund bleibt – ausgeschieden werden soll. Ausnahmen bestätigen die Regel. Das System funktioniert nicht perfekt. Demokratie und Solidarität z.B. erweisen sich immer wieder aufs Neue als lästige Bremse. Diese Menschen – sie sind einfach nicht perfekt.
Darum die Sehnsucht nach der “Kritischen Idiotie/Intelligenz” (KI/AI).
Ich habe heute morgen wieder schlecht geträumt. Sehr schlecht. Dann war die Dusche kalt. Hat die Hausverwalterin die Stadtwerke-Rechnung nicht bezahlt? Oder die Stadtwerke nicht die Gazprom-Rechnung? Ein kleines Stück des Alptraums wurde also direkt wahr. Das hat mich wieder aufgebaut: Jakob Strobel Y Serra/FAZ: “Das Restaurant ‘100/200’: Der Sinn des Lebens – Thomas Imbusch verfolgt in seinem Hamburger Restaurant ‘100/200’ ein Konzept, das so radikal wie konsequent ist. Und es könnte der deutschen Spitzengastronomie den Weg weisen.” Versuchen Sie jetzt nicht, dort einen Tisch zu reservieren. Nach Erscheinen solcher Veröffentlichungen ist das üblicherweise mehrere Monate aussichtslos. Im neuen Jahr vielleicht …
Wundersame Bahn CXXV
Die Anreise wird teurer. Absolut nicht wundersam, und immer auf die Stammkund*inn*en. Das sind wir nicht anders gewöhnt (s.o. Charim). Was es dazu zu kommentieren gibt, könnte ich nicht besser schreiben, als Anja Krüger/taz: “Zugfahren ist jetzt schon zu teuer – Die Deutsche Bahn braucht nicht mehr Geld von den Kund:innen. Sie muss ihre Mittel besser einsetzen – um wieder besseren Service bieten zu können.”
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