Wie weit blicken deutsche Konzernherren? Den Extradienst lesen sie jedenfalls nicht. Die Kollegen von telepolis machen in deren Reihen grosse Aufregung – bis hin zu “Aufruhr” – aus wg. der Chinapolitik der Ampelkoalition. Auch die FAZ berichtet, überwiegend hinter digitaler Mauer, aber hier mit einem Guckloch zu VW. Nicht nur wg. seiner Lustreisen für Betriebsräte ein politisch spektakulärer Laden.

Bei VW besitzt Porsche (= Familienclan Piech) 31,4%, WM-Veranstalter Qatar 10,5% und das eben gewählt habende Land Niedersachsen 11,8% (27% “institutionelle Anleger Ausland”). Einer der global bedeutendsten deutschen Konzerne. Dem Aufsichtsrat gehört der wiedergewählte niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil persönlich an; der bisherige Wirtschaftsminister Althusmann dürfte wg. seines Friedrich-Merz-artigen Wahlergebnisses vor der Ablösung stehen (mglw. durch eine*n Parteifreund*in von Frau Baerbock und Herrn Habeck – Jürgen Trittin hat sicher keine Lust). Was haben die in Niedersachsen ohne VW? Industrielle Landwirtschaft, mit der es klimapolitisch zuende gehen muss. In ihren regionalen Wirkungsbereichen hat die AfD der CDU bereits bedeutende Wählerkohorten abgenommen (z.B. Cloppenburg, z.B. Vechta). Und was wäre VW ohne China? Global nicht mehr konkurrenzfähig.

Dieses Beispiel illustriert, was Sie hier als allgemeine Stimmungsberichte zur Kenntnis nehmen können:

Bernd Müller/telepolis: Aufruhr in der Wirtschaft wegen Kurswechsel in der China-Politik – Deutsche Unternehmen verteidigen ihre Investitionen in China. Sie raten davon ab, die Verbindung kappen zu wollen. Weshalb es auch anders geht.”

Christoph Jehle/telepolis: Abhängigkeit von China: Wie Deutschland Auswege sucht – Wirtschaftsminister Habeck hat dem Hamburger Senat verboten, Anteile am Containerterminal Tollerort an die chinesische Großreederei Cosco zu verkaufen. Er will verhindern, dass das Unternehmen die gesamte Lieferkette von Hafen zu Hafen anbieten kann.”

Armes Duisburg. Schimanski ist tot.

Möglich, dass sich die ganze Aufregung nicht mehr lohnt? Oder ist das Panikmache? Putin-Propaganda? Ich weiss es nicht. Und John Carl Baker/Jacobin (Übersetzung von Astrid Zimmermann) weiss es auch nicht: Wir müssen das Risiko eines Atomkriegs nüchtern bewerten – Die Wahrscheinlichkeit, dass Putin in der Ukraine Atomwaffen einsetzen wird, ist gering – wächst aber. Umso wichtiger, jetzt nukleare Abrüstung zu fordern und nicht in blinden Alarmismus zu verfallen.”

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net