Wer war nicht von Oskar Lafontaine fasziniert? Niemanden hat dieser Mann gleichgültig gelassen. Und das hat im Freude und Bestätigung gegeben. Es könnte öfter mal eine Überdosis dabeigewesen sein. Anlässlich eines von ihm neuerschienenen Textes artikuliere ich Kritik und Zustimmung: “Oskar”.
In “Boykottstatistik” versuche ich den grossen Erfolg von #boycottqatar2022 zu begründen. Es ist im Kern nicht die Quantität, obwohl die wahrlich sehr beeindruckend gerät, sondern die Qualität.
Dietrich Schulze-Marmeling, einer der Initiatoren schrieb kürzlich in einer E-Mail: “Hatte neulich ein interessantes Gespräch mit einem Kneipenwirt. Besitzer von vier Etablissements. Wollte erst die Spiele zeigen. Dann: Schlechte Stimmung, ich bestelle viel Bier, kommt keiner. Vielleicht stehe ich finanziell besser da, wenn ich ein Boykott-Programm mache… Was wir aus Menschenrechtsorganisationen hören: Bewunderung für die Fans. Und dass die Boykott-Kampagne ihre Arbeit bekannter gemacht hätte. Viele tolle Diskussionen gehabt, bei denen es auch stets nicht nur um das Austragungsland ging.” In einem Beitrag für die taz schreibt er: “Seit dem Beginn der Saison 2022/23 werden die Initiatoren von ihrer Kampagne überrollt. Als Referent:innen dürften sie bislang um die 150 Veranstaltungen besucht haben. Unzählige Exemplare von Aufklebern, Bannern, T-Shirts und Infobroschüren wurden vertrieben.”
Der eigentliche Erfolg ist die Setzung des Themas in der vollständig erfassten deutschen Medienszene. Das Kunststück ist von links zuletzt nur noch Fridays For Future geglückt. Es bleibt bei “unseren” Medien nicht aus, dass sie alles, was sie anpacken, bis zum Überdruss überdrehen. Das ist Teil des Geschäfts. Um das zu ändern, müsste der Kapitalismus in der Medienbranche abgeschafft werden – wobei das eine notwendige, aber noch keine hinreichende Bedingung wäre.
Ich bin voll des Respekts und der Bewunderung für so viel strategische Reife. Was selten ist, ist wertvoll.
Nach Mitternacht können Sie lesen, wie wenig Bewunderung ich den strategischen WM-Entscheidungen der ARD entgegenbringe.
Freundliche Grüße
Martin Bölttger
PS: Morgen kein Newsletter wg. wichtiger Termine
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