Beueler-Extradienst

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Harry und Best of 10. Januar 2023

Das Beste am 10. Januar war das Vogelgezwitschere vor der Morgendämmerung in Beuel. Die kleinen Wichte glauben, der Frühling habe angefangen. Auch viele Pflanzen denken das, selbst die in meinem Wohnzimmer, die ich vor winterlichem Frost schützen will. Vielleicht kommt er ja noch im Februar, zum Karneval vielleicht, dem Abkühlung immer gut tut.

Die Windsors gehören nicht zum Besten des Tages. Familienterz in alten deutschen – die sind doch aus Hannover, wie der Schröder, oder? – Adelsgeschlechtern ist mir egal. Nicht egal ist mir die weltweit mächtigste Medienmafia, angeführt von Don Rupert Murdoch (91). Wenn Harald Windsor die hasst, und ebenso seine Familienmitglieder, soweit die mit denen zusammenarbeiten, dann ist das Anzeichen für einen kleinen, feinen Klassenverrat.

Murdoch bestimmt seit vielen Jahrzehnten den*die britische*n Premierminister*in, seit wenigen Jahrzehnten auch den US-Präsidenten. Als er Trump fallen liess, hatte der verloren. Nun mischen sich seine Gangsterjournalist*inn*en auch in die Hierarchien des Adels ein. So ist Medienkapitalismus. Harald Windsor ist auch nicht wirklich dagegen. Er hat sich zum Teilen der Profitrate mit dem Bertelsmann-Konzern (Familie Mohn) zusammengetan. Tja, da kann der deutsche Springerkonzern noch was lernen. Ob irgendeine*r der Akteur*inn*e*n Steuern zahlt? Ich wette dagegen.

Empfehlungen

Wenn in Bonn gejammert wird, dann immer auf hohem Niveau. Die, die es hier “schmutzig” oder “unsicher” finden, können noch nie woanders gewesen sein (Köln, Ruhrgebiet, Rhein-Sieg-Kreis). Am gequältesten, darin stimmen vom City-Einzelhandel bis zur CDU “alle” überein, sind die Autofahrer*innen, und zwar durch die sadistische rothaarige Oberbürgermeisterin, die fest entschlossen scheint, sie alle zu ruinieren. Nun hat eine Firma namens “inrix” die weltweite Stauplage untersucht. Und dann das: in der zusammenfassenden dpa-Meldung taucht Bonn überhaupt nicht auf. Nicht mal das kriegt die OB hin. Und in der Fassung der publizierenden Firma wird nur ein kleines Autobahnstück bei Bonn genannt. Köln dagegen … Pffft.

Ein Fahrradkonzern hat pleite gemacht. Und siehe, auch die Firma, deren Erzeugnis ich 1998 gekauft habe (VSF, “Das Rad ’98”), als sie – knapp – noch nicht Teil des Konzerns war, gehört jetzt dazu. Meine Fahrradwerkstatt sagte mir schon vor Jahren: “Solche Räder werden gar nicht mehr gebaut.” Gebrauchsgüter, die über 25 Jahre funktionieren, sind im real existierenden Kapitalismus nicht vorgesehen. Das schadet denen, denen “die Wirtschaft” gehört.

Der Bundesbeauftragte für Datenschutz (Amtssitz Bonn) hat jüngst versucht, mit der Bahn einen Termin beim Bundespräsidenten in Berlin zu erreichen. Das lief nicht wirklich gut. Ich kenne aber auch umgekehrte Fälle, die eine Freundin aus der Bundeskunsthalle schon mehrmals erlebte: Züge, die laut App und Bahnsteigsanzeige ausfallen, kommen und fahren trotzdem. Dä. In welcher Statistik wird sowas gezählt?

Gestern sass in meinem Bio-Bistro am Nebentisch ein netter Kollege, der gerade aus dem Skiurlaub in Österreich zurück war. Weiter oben soll Schnee gewesen sein. Zu welchem Preis? Das weiss wie so oft Wolfgang Pomrehn/telepolis: Schneekanonen und Gletscherschwund – Energie und Klima – kompakt: Klimakrise setzt den Ski-Gebieten zu, doch Tourismusverbände halten unverdrossen an klimaschädlichem Kunstschnee fest.”

Wer und was ist aktuell das deutsche “Wir”?

Lesenswert auch wieder die Hinweise von Sebastian Köhler/telepolis: Flotte Floskeln florieren – Im Journalismus ergänzen sich Inhaltsschwäche und floskelhafter Ausdruck nicht selten auf das Fragwürdigste. Aller schlechten Dinge seien hier (exemplarisch) drei.” Bei den dreien handelt es sich um “Die internationale Gemeinschaft”, “Wiedervereinigung” und “Ex-DDR”. Der Clou seines Textes: es geht um den Kern des Selbstverständnisses der BRD!

Zum gleichen Kern gehört, noch tiefer bohrend, das Interview mit David de Jong, geführt von Ondřej Bělíček/Jacobin: Wie Nazi-Milliardäre im Nachkriegs­deutschland noch reicher wurden – Viele der größten deutschen Unternehmerdynastien haben sich während der Nazi-Zeit immens bereichert. Warum sie von der Entnazifizierung verschont blieben und stattdessen noch reicher wurden”.

Der gute Florian Rötzer/overton kann sich noch über die FDP aufregen, aber auch über Dmitry Medwedew, mit der beeindruckenden Titelsammlung Vorsitzender der Partei Einiges Russland sowie stellvertretender Leiter des Sicherheitsrates Russlands. Stillgelegt hat den das offenbar nicht. Wo solche Figuren wichtig sind, will mann nicht dazwischen sein.

Iran im ORF-ZIB2 – geht doch

Wird die revolutionäre Situation im Iran im deutschsprachigen Raum überhaupt richtig begriffen? Zweifel sind angebracht. Immerhin leistete das ORF-Nachrichtenmagazin ZIB2 einen konstruktiven Beitrag dazu. Und der Premiummoderator Armin Wolf, um den das ganze deutsche Fernsehen das kleine Österreich beneiden darf, stellte seiner Kollegin Natalie Amiri ganz unmissionarisch und sachlich exakt die entscheidenden Fragen – und erhielt von Frau Amiri ehrliche Antworten. Der Beweis: guter TV-Journalismus in deutscher Sprache ist möglich.

Die gute Nachricht

Quiet Quitting – habe ich noch nie gehört, aber als Rentner ist es mir in der Sache bestens bekannt. Seyda Kurt/DLF-Kultur: Quiet Quitting: Die neue Arbeitsmoral der Millennials – Am Arbeitseifer der Jüngeren scheiden sich die Geister. Seit einiger Zeit trendet in den sozialen Medien das Quiet Quitting, mit dem vor allem Millennials in Verbindung gebracht werden.” Ich surfe also auf einem Trend der Millenials – und ich werde 66. Wow, so jung geblieben 😉 “Individualistische Kultur der Resignation: Es ist kein lauter, gemeinschaftlicher Widerstand, der bessere Arbeits- und Lebensbedingungen für alle fordert.” Naja, mann*frau kann das eine tun, und muss das andere nicht lassen. Immer noch – viel! – besser, als die “Selbstoptimierungs”-Mühle. Und ebenso viel besser als “Zum Weinen aufs Klo”.

Zu diesem Thema noch folgender Ergänzungsvorschlag, statt zum Weinen aufs Klo zu gehen. Die Schoko-TARTE der Köchin und Konditorin Kathy Schaefer-Matijevic darf, vermute ich, bald nur noch in Apotheken verkauft werden. Es besteht das Risiko der Nebenwirkung akuter Zufriedenheits-Schock = Tod jeder Gesellschaftskritik. Abends ein Stück verzehrt, erscheint Ihnen der besch……. Tag in einem verklärten Licht. Eine Revolution bringen Sie so nicht voran. Aber Ihre Gesundheit.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net

2 Kommentare

  1. Peter Kramer

    Hallo Martin,
    kleine Korrektur, dieser bestverdienende Abtrünnige des kriminellen ausländischen Windsor-Clans heisst mit Vornamen Henry Charles Albert David, aber vielleicht ist Harald ja die wohlklingende Kurzform. Das weiss ich, weil ich jedes mal, wenn selbst WDR5 und Deutschlandfunk in die rührselige Berichterstattung über diese Briten-Corleones einsteigen, Pusteln bekomme und Mopper-Emails schreibe.
    Wahrscheinlich erhöht er mit dem ganzen Medien-Zirkus nicht nur seinen Kontostand, sondern auch seine Lebenserwartung. Das Beispiel seiner Mutter zeigt ja was passiert wenn die Familienehre verletzt wird.

    • Der Maschinist

      Sehr schön, Peter! Also “Heinrich Karl Albert David (von) Battenberg”!!? Bin ich froh, dass wir das geklärt haben. Und dass ich kein Standesbeamter sein muss. 😉

      Randnotiz: Das erste Auto seiner jüngst verblichenen Oma auf ihrem Weg zurück nach London war übrigens ein Mercedes-Benz! (In einen Jaguar wurde sie erst für die sprichwörtliche “letzte Meile” umgebettet. Warum hat Appel das damals eigentlich nicht kommentiert? 😉

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