Früher, als Zeitungen noch auf bedrucktem Papier gelesen wurden, hat montags die Mehrheit der Männer hinten angefangen: beim Sportteil. Tradition. Die Jungen haben sich dem nicht angeschlossen. Ich auch nicht. Seit zwei Jahrzehnten habe ich keine Zeitung mehr abonniert – zu teuer, zu viel Trash. Ich lese online, kostenlos. Sicher: die Geräte haben Geld gekostet, nicht wenig, aber sie bieten auch mehr fürs Geld als Altpapier, eignen sich besser zum Lesen mit Sehbehinderung, als graue Buchstaben auf grauem Papier, und wichtigster Punkt: bieten mehr Medien- und Meinungsvielfalt als verbohrte Chefredakteure. Heute, am höchsten rheinischen Feiertag, erging es mir online ganz ähnlich, wie früher beim Papier.

Die taz hat sich, von wenigen Ausnahmen abgesehen, dem regierungs- und natoamtlichen Agendasetting zum Ukrainekrieg angeschlossen. Kritisch wurde sie heute morgen, Küppi war noch nicht online (mann muss wissen, wie mann suchen muss), erst im Sportteil. Dort erfreuten die fachkundigen Kolleginnen Elke Wittich (zum 3:2 meiner Borussia) und Alina Schwermer (zur intellektuellen Armut deutscher Profifussballfunktionäre) mein Herz. Der Touché-Cartoon auf der allerletzten Seite war heute auch wieder spitze.

Zu Frau Schwermer, derzeit auf Weltreise, ist noch zu bemerken, dass sie im Vorjahr ein kluges Buch herausgebracht hat, das mir soeben zum Karneval geschenkt wurde: “Futopia”. Da steht alles drin, was den doofen Funktionären nicht einfällt. Total unrealistisch und utopisch. Also etwas, was den Menschen vom Tier (und vom Gladiator) unterscheidet.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net