Best of 20. März 2023: Klima, Krieg, Kriegsverbrechen, Feminismus in China, Fifa
Der aktuelle “Synthese”-Bericht des Weltklimarates IPCC ist fertig und wurde heute präsentiert. Sein Herstellungsverfahren ist ein komplizierter wissenschaftsdiplomatischer und politischer Prozess – der Versuch den gegenwärtigen Konsens abzubilden. Im real existierenden Kapitalismus ist das ein Zeichen guten Willens – aber leider nicht wirklich realistisch. Oder haben Sie wahrgenommen, dass die herrschende Politik mächtiger Staaten den Erkenntnissen Konsequenzen folgen lässt? Dann geben Sie mir bitte Bescheid. Hier ein zusammenfassender Bericht der FAZ.
Wohin klimapolitische Betäubung industriepolitisch führt, das weiss Wolfgang Pomrehn/telepolis: “Automobilindustrie: Deutsche Konzerne werden abgehängt – Immer weniger Verbrenner werden verkauft. Dafür ziehen die Märkte für E-Autos an. Warum China vorangeht, Deutschland hingegen lahmt.”
Krieg ist Verbrechen
taz-Chefredakteurin Ulrike Winkelmann interessiert sich noch für Friedensforschung: “Antimilitaristische Impulse: Friedensgutachten für den Krieg – Eine Friedensforscherin ruft zu mehr Waffenlieferungen für die Ukraine auf. Darüber regen sich jetzt Widerstand und irritierte Stimmen.” Repräsentativ für ihre Redaktion ist sie damit nicht mehr. Für einen Link zur von ihr gelesenen Zeitschrift “Wissenschaft & Frieden” hat es leider nicht gereicht. Den bekommen Sie hier.
Mein belesener und polyglotter Freund Peter Wahl/telepolis zur aktuelle Kriegslage, und wie sie hierzulande wahrgenommen wird: “Das Kohlhaas-Syndrom: Wenn ‘Waffenstillstand’ zum Bäh-Wort wird – Zum intellektuellen Betriebssystem des linken Bellizismus – und was die Kleist-Novelle vom bestohlenen Gerechtigkeitsfanatiker damit zu tun hat.”
“Grossbritannien ist keine Supermacht”
Das sagte ein grossbritischer Aussenminister 2003, als er zurücktrat. Komisch, habe ich damals verpasst. David Goeßmann/telepolis: “Eine historische Rede zum Irak-Krieg und die Mörder unter uns – In Großbritannien wird ehrlicher des Irak-Verbrechens gedacht als bei uns. Im Guardian werden die Handlanger ‘Mörder’ genannt. Auch an die mutige Rücktrittsrede von Außenminister Cook wird erinnert. Wir dokumentieren sie am Schluss.” Zum Internationalen Strafgerichtshof kommentiert Peter Nowak/telepolis: “Internationaler Strafgerichtshof: Welche Kriegsverbrechen werden geahndet? – Bisher wurden fast nur Personen angeklagt, die sich gegen die Agenda des globalen Westens stellen. Doch das sollte nicht dazu führen, sie zu idealisieren oder sich gar mit ihnen zu verbünden.” Da stimme ich ihm zu, wie auch unserem vielgelesenen Extradienst-Autor Andreas Zumach. Zum gleichen Thema auch Florian Rötzer/overton: “Warum wird Putin bislang nur die Deportation von Kindern vorgeworfen? – Einen Tag vor dem Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs hat UN-Untersuchungskommission ihren teilweise hinterfragbaren Bericht über die Kriegsverbrechen in der Ukraine vorgelegt.”
Fabian Scheidler / Berliner Zeitung erinnert daran, wie sich weltweit führende Medien von Geheimdiensten – bislang blamabel und unrühmlich – an der Nase herumführen lassen: “Nord Stream: Noch konnte die Theorie von Seymour Hersh nicht widerlegt werden – Die ins Kraut schießenden Nord-Stream-Theorien stiften Verwirrung. Ist das Absicht? Nach wie vor steht fest, dass die USA ein Interesse an der Sprengung hatten.”
Feminismus in China
Grossartig und immer wieder perspektivenöffnend Guan Xin/overton: “Talk mit japanischer Feministin schlägt in China hohe Wellen – Ein viel kritisiertes Video, dass eine Feministin vorzuführen versuchte, belegt eindrucksvoll, wie die Rolle der Frau in China immer noch verstanden wird.”
Fifa – Vorbotin für noch Schlimmeres
Mein Freund André Dahlmeyer / Junge Welt hat ein schlichtes und hunderprozentig treffendes Porträt des Giovanni »Gianni« Vincenzo Infantino veröffentlicht: “Die größte Kröte im Sumpf – FIFA-Präsident Gianni Infantino wurde erneut im Amt bestätigt”. Seine Erkenntnisse decken sich mit denen der besser bezahlten, aber auch nicht schlaueren, Kollegen Robert Kempe/WDR/Sport inside und Thomas Kistner/SZ, die diese vorgestern im DLF-Sportgespräch zum Besten gaben: “FIFA unter Gianni Infantino: ‘Es geht um drei Dinge: Geld, Geld, Geld!’ – Nach der Wiederwahl von FIFA-Chef Gianni Infantino gibt es kaum Hoffnung auf Besserung beim Fußball-Weltverband. Denn der Schweizer liefert Geld, viel Geld und hält damit das System Profifußball am Laufen – bis er das Rad vielleicht überdreht?” (Audio 27 min). Ich habe das alles mit Interesse verfolgt und widerspreche in keinem Punkt. Allein, es bleibt Analyse. Strategie fehlt. Und das ist ein Vorzeichen für die politische Zukunft.
Gratulation
Dem Diplom-Hydrogeologen im Staatsministerium für Kultur und Medien auf diesem Wege ein besonders herzlicher Glückwunsch. Dieser Staat wäre ärmer ohne Dich.
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