Wenn was-mit-Medien-Leute darüber klagen, dass was-mit-Medien-Kritik verschwindet, dann haben sie natürlich vordergründig Angst vor ihrem eigenen Verschwinden. In der gegenwärtigen Aufmerksamkeitsökonomie ist das gleich Nichtbeachtung, weder reich noch berühmt werden. Furchtbar, oder? Einerseits.

Andererseits sind es Medien, die unser Bild von der Welt formen. Oder woher wissen Sie, was in den USA los ist? Uns erreichen ja sogar regelmässig Wetterberichte von dort, kein Unwetter in den USA bleibt uns unentdeckt. Malawi dagegen

Darum ist das wichtig. Medien formen unser Bewusstsein von wichtig und unwichtig. Gibts, oder gibts nicht. Kann sein oder unmöglich. So gesehen wäre das Ende von Medienkritik gleich Ende von Demokratie. Darum Artikel 5 des Grundgesetzes. Darum schenkten uns die antifaschistischen Befreier*innen 1945-49 öffentlich-rechtliche Medien – kein Privatbesitz, und auch kein Staatsbesitz.

Jetzt ist die BRD in einer Phase, in der das Gewicht verliert. Eine Hungerkur ist imgange. Als erstes wird die Medienkritik eingespart. Denn wer braucht sowas? Den Anfängen wehren? Ja gut, aber ist das wichtig? Für Privatmedien mit Renditeerwartungen definitiv nicht. Und die öffentlichen Medien sollen sparen – meint eine Mehrheit. Wir haben doch ganz andere Sorgen, als was-mit-Medien.

Der von mir sehr geschätzte René Martens meint, beim ZDF gäbe es gar keinen Medienjournalismus mehr. Da kann ich ihn korrigieren. Die Unterhaltungsfernsehen Ehrenfeld GmbH macht – im Auftrag des ZDF – eigentlich nichts Anderes. Für Medienkritik rekordverdächtige über 1,5 Mio. gucken linear zu. Mein Vorschlag an das ZDF: das und das darauf folgende Kulturmagazin Aspekte in die Stunde zwischen 2 und 3 Uhr verlegen. Dann verschwinden die vielleicht bei der nächsten Zeitumstellung ganz von alleine.

So wie die Medienpolitik. Nun können Sie wiederum einwenden: Aber ist das denn wichtig? Doch, würde ich sagen. Die, die davon profitieren, sind jetzt die reichsten Männer der Welt. Wollen Sie das? Ich bin dagegen.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net