Wärmepumpenhersteller Viessmann vs. Dampfplauderer Lindner

Christian Lindner beglückt uns fast täglich mit neuen und „durchdachten“ Vorschlägen zur Klimawende und insbesondere zur sog. „Technologieoffenheit“ – will sagen, zum Verzicht auf engagiertes und fokussiertes Handeln in einem Moment, in dem sich der Weltmarkt in Sachen Klimatechnologie neu aufstellt.

Auch das Zusammengehen des in Deutschland führenden Wärmepumpenherstellers Viessmann mit „Carrier“, einem großen globalen Anbieter aus den USA, versucht er nun über diesen Leisten zu schlagen. Die mangelnde Berücksichtigung von „Technologieoffenheit“ in der deutschen Politik habe zu diesem Verkauf geführt. – Das ist Gaga! Wirtschaftspartei FDP? Das war einmal.

In der Sonntags-FAZ erklären die beiden Chefs des nordhessischen Familienunternehmens die tatsächlichen Hintergründe. Viessmann kann auf dem Weltmarkt für Wärmepumpen nur bestehen, wenn die Firma von den Skalenvorteilen von noch deutlich größeren Firmen wie Carrier mitprofitieren kann. It´s the Weltmarkt, Stupid!

Lindner und andere chaotisieren mit ihrem Technologie-Offenheits-Gequatsche eine in vielen Bereichen (Auto!!!) bereits hinterherhechelnde deutsche Industrie. Deutschland wird als wichtiger Industriestandort nur mithalten können, wenn es sich bei den sich abzeichnenden technologisch-wirtschaftlichen Disruptionen (u. a. Wende zur Batterieelektrik beim PKW, Wärmewende mit großem Anteil für die Wärmepumpe) nicht abhängen lässt. Viessmann versucht als Juniorpartner bei Carrier (die Eigner erhalten als Gegenwert Carrier-Aktien und werden dort größter Privataktionär) genau das zu tun – offensichtlich auch mit sozialer Verantwortung für die Beschäftigten des Unternehmens.

Aus dem Interview der Sonntags-FAZ mit den Viessmann-Eigentümern: „Sie sind Wärmepumpen-Marktführer in Deutschland und spielen auch in Europa vorne mit. Warum werfen Sie dennoch das Handtuch?

Sohn: Eben weil wir Marktführer sind, können wir nicht nachvollziehen, warum jetzt manche sagen, wir hätten den Trend zur Wärmepumpe verschlafen und müssten deshalb verkaufen. Aber wie gesagt: Für die langfristige Wettbewerbsfähigkeit werden Größenvorteile entscheidend sein, die wir allein nicht erreichen.

Dennoch ist der Schock groß. Ein FDP-Politiker sprach von einem alarmierenden Ausverkauf.

Sohn: Das Gegenteil ist der Fall. Der Standort Deutschland wird gestärkt. Wir gehen mit Carrier zusammen und schaffen damit neue Möglichkeiten für das Viessmann-Klimalösungsgeschäft. Wir werden die globale Vertriebsplattform von Carrier nutzen und unsere Produkte weltweit exportieren. Wir können so auch vom Inflation Reduction Act in den USA profitieren. Umgekehrt wird Carrier in europäische und deutsche Standorte investieren.

Vater: Der Klimawandel ist ein ­globales Problem. Er muss deshalb auch global angegangen werden – auch durch solche globalen unterneh­merischen Bündnisse wie das mit ­Carrier. Allein wären wir gar nicht in der Lage gewesen, einen wesent­lichen Beitrag zur Reduzierung der CO2-Emissionen zu leisten.“

Ich empfehle diesen Beitrag aus der F.A.S.: „Es wurde mir oft schwer ums Herz“

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Über Reinhard Olschanski / Gastautor:

Geboren 1960, Studium der Philosophie, Musik, Politik und Germanistik in Berlin, Frankfurt und Urbino (Italien). Promotion zum Dr. phil. bei Axel Honneth. Diverse Lehrtätigkeiten. Langjährige Tätigkeit als Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Referent im Bundestag, im Landtag NRW und im Staatsministerium Baden-Württemberg. Zahlreiche Veröffentlichungen zu Politik, Philosophie, Musik und Kultur. Mehr über und von Reinhard Olschanski finden sie auf seiner Homepage.