Zunächst die gute Nachricht. Der hochverehrte Hans Conrad Zander hat wieder geschrieben (Dank an Extradienst-Leser Klemens Roloff für den zeitnahen Hinweis!), und es könnte aktueller und reflektierter kaum sein: “Biologie der Letzten Generation”. Wir waren ja selbst mal jung. Zander schreibt leider nur selten, was verständlich ist, wenn mann seinen Lebensunterhalt damit bestreiten musste (und konnte). Mit wachem Verstand ist mann froh, wenn mann es hinter sich hat. So wie mein Freund Rudolf Schwinn, den ich heute Abend in der “Blauen Stunde” treffe.

Die Ein-Tagespause dieses Newsletters habe ich meinerseits zum Nachdenken genutzt. Nächstes Jahr gibt es den Beueler Extradienst seit 10 Jahren. Ich bin sehr glücklich und zufrieden mit dem, was daraus geworden ist. In meinem Beitrag “Madienmacht heute” habe ich am Ende auf ein Interview des Wiener Standard mit der Kölner Wissenschaftlerin Maren Urner verlinkt. Zwar wird auch in diesem Interview sehr sparsam mit materialistischer Analyse gearbeitet (Triebkräfte des Kapitalismus, Besitzverhältnisse, Profitinteresse, Renditedenken usw.). Aber ich muss Frau Urner lassen: was sie sagt, ist richtig, ich fühle mich persönlich miterfasst. Und sie schwätzt und forscht nicht nur, sie handelt auch. Kompliment und Respekt!

Ich führe selbst im Kreis meiner Freundinnen und Freunde vermehrt – etwas albern so titulierte – “Therapiegespräche”, weil es mir persönlich gelingt, das Angenehme am Leben in den Vordergrund zu stellen und zu geniessen. Das Schlechte verschwindet dadurch nicht. Aber wem nützt es, wenn ich mich in privilegierter Rentner-Lebenslage davon runterziehen lasse? Allenfalls denen, die die Auszahlung meiner Rente einsparen wollen. Aber ich muss auch meine eigene Mediendiät überprüfen. Da ist zu viel zeit- und stimmungsraubendes Unkraut dazwischen, das übel gelaunt, aber nicht klüger macht. Ich will nicht ausschliessen, dass das auch Folgen für meine Blogarbeit nach sich zieht. Mann wird ja nicht jünger.

Nehmen Sie als Beispiel “Putinversteher WDR”. Natürlich freute es mich, Jürgen Döschner noch zu hören. Und gerne zahle ich meinen Gewerkschaftsbeitrag zu seinem Schutz. Aber warum noch über den WDR ärgern? Lohnt sich das? Leser Thomas Ruffmann meinte: Ja. Und warf sich an meiner Stelle direkt beim WDR ins Zeug. Ein netter Zug, der mir schon verloren gegangen ist.

In “Economy or Politics?” geht es im Kern um den gestohlenen Fussball, den Politik- und Ökonomieoligarchen wie beim Fressen konkurrierende Raubtiere unter sich aufteilen. Es ist eine klassisch-deutsche Lebenslüge, dass das alles nichts miteinander zu tun hat.

“‘Regelbasiert’?” war bereits im letzten Newsletter vorangekündigt, mit den Themen “Best of 2. Mai 2023 – veröffentlichte Meinung, Niederlande, Weltordnung mit China&Indien”.

Dieser Text ist vorproduziert. Für mich gehts jetzt raus in die Sonne. Morgen solls Gewitter geben.

Freundliche Grüße

Martin Böttger

Über Martin Böttger:

Avatar-FotoMartin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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