Best of 13. Mai 2023

Bei den Jungdemokraten haben u.a. Roland Appel und ich als Jugendliche gelernt, dass die Grund- und Menschenrechte, in Artikel 1-19 des BRD-Grundgesetzes, eine wichtige und schöne Sache sind. Mit einem entscheidenden Mangel: die Politik zu ihrer Verwirklichung für JedeFrau und Jedermann stand und steht noch aus. Wir gaben uns selbst die Parole: “Das Grundgesetz in die Gesellschaft hineintragen”. Bei dieser intensiven Beschäftigung mit dieser guten Sache lernten wir ausserdem dazu, dass es weitere Grund- und Menschenrechte gibt, solche sozialer und kolleḱtiver statt individualistischer Natur, die zwar nicht in gleicher Weise im Grundgesetz abgesichert, aber für die Menschen in ihrem praktischen Lebensalltag ähnlich wichtig sind. Genau das sagt auch Shalini Randeria, eine indische Professorin, die heute in Frankfurt/M. auftritt. Zusammen mit dem mir weit besser bekannten Navid Kermani.

Ich wundere mich. Frau Randeria ist noch zwei Jahre älter als ich. Und ich habe bis heute nie von ihr gehört oder gelesen. Ein Beweis meiner mangelhaften Bildung? Meiner inkompetenten Mediennutzung? Ich besuche täglich zwei bis drei Dutzend Onlineportale unterschiedlichster Provinienz – gemeinsam ist ihnen nur die Deutschsprachigkeit. Mein Verdacht: das ist das Problem – der enge germanistische Horizont.

Lange nicht mehr habe ich so gut erklärt gelesen, wie doppelbödig und wenig erfolgversprechend deutsche Menschenrechts-Kreuzzüge in fremden Ländern von politischen Kräften sind, die es noch nicht einmal in unserem reichen Zwergstaat schaffen, minimale Standards für die ihnen anvertrauten Menschen politisch durchzusetzen und zu sichern. Und selten wird heutzutage in deutschsprachiger Öffentlichkeit die notwendige Bedingung internationaler Solidarität noch so klar herausgestellt. Wenn dafür eine kluge und gebildete Inderin nach Frankfurt kommen muss – dann soll es so sein.

Teile und herrsche

In Indien ist es dem Kolonialismus beispielhaft gelungen. Hindus und Muslime wurden erfolgreich aufeinander gehetzt. Die Religion, Sie wissen schon, die Sache mit dem Opium. Es gelang, eine staatliche Spaltung durchzusetzen, in die bis heute rivalisierenden Atommächte Indien und Pakistan. 1971 wurde unter blutig-mörderischen Umständen zusätzlich Bangladesch von Pakistan unabhängig – das ist da, wo unsere Billigtextilien herkommen, und wo gelegentlich tausende Textilarbeiterinnen (Männer mitgemeint) unter verbrecherischen Umständen ihr Leben verlieren.

Über Pakistan füllt heute mal wieder Gilbert Kolonko/overton meine Bildungslücken: Warum Pakistan nicht vor einem Bürgerkrieg steht – Am Dienstag wurde der ehemalige Premierminister Imran Khan verhaftet. Die darauffolgenden Proteste im ganzen Land richten sich nun auch gegen die Armee. Auch der Supreme Court sieht die Verhaftung als unrechtmäßig an.”

Die nächste Falle für Habeck

Die nächste Falle für die grünen Bundesminister*innen sind die China-Beziehungen von Deutschland und der EU. Hier zu sehen und zu lesen: Simon Zeise/Berliner Zeitung: Streit über China-Sanktionen: Will Habeck amerikanische Wirtschaftsdoktrin durchsetzen? – Der amerikanische Wirtschaftsminister will vor dem Treffen der G7 Pläne gegen China voranbringen. Exportwirtschaft und EU haben kein Verständnis, Peking kündigt Widerstand an.”

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net