– ausser der Rüstungsindustrie
Die sozialdemokratischen Kolleg*inn*en vom ipg-journal veröffentlichen eine zuerst in El Pais erschienene Analyse von Monica Hirst und Juan Gabriel Tokatlian: “Globale Spaltung – Mit einer Friedensinitiative plant Brasilien den Krieg in der Ukraine zu stoppen. Diese wird vom Westen verurteilt und vom Süden gefeiert.” Autorin und Autor referieren ausführlich die Position der brasilianischen Lula-Regierung, deren Wahlsieg gegen den Faschisten Bolsonaro alle Demokrat*inn*en dieser Welt herbeigesehnt hatten. Die Rationalität der Argumentation ist für Leidtragende deutscher Mediendiskurse erholsam wie ein Traumurlaub in Ipanema.
Das mangelhafte Niveau der deutschen Mediendiskurse beklagt Sabine Schiffer/telepolis: “Welche Verantwortung Medien in Kriegen und Krisen haben – Die globale Lage in brenzlig: Europa sitzt auf einem Pulverfass und einige Medien zündeln. Warum wir eine Debatte über Haltung und Gesinnung in Medien brauchen. Und weshalb das nicht nur Journalisten betrifft.” In den Recherche-Details hat sie sich auch keine Beine ausgerissen. Dass Ralf Fücks in seiner Böll-Stiftunsgzeit in Barbara Unmüssig einen starken Widerpart hatte, die ihn im Stiftungsvorstand um fünf Jahre überdauerte – eine in meinen Augen gigantische Lebensleistung – das hätte das gezeichnete Bild mit Widersprüchlichkeit gestört. Und unsere Zusammenarbeit mit Küppersbusch-TV – die machen wir gerne, auch wenn niemand davon erfährt (ausser Sie als Extradienst-Leser*in).
Haben ARD und ZDF Prigoschin zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt?
Ich gestehe, dass die Paralellexistenz von Phönix und Tagesschau24 wahrscheinlich nur von 3-4 Programmdirektor*inn*en verstanden werden dürfte. Phönix ist ein Gemeinschaftsprojekt von ARD und ZDF, also von beiden gleich ungeliebt. Viele alte TV-Zuschauer*innen dagegen lieben diesen Sender für seine – auch in meinen Augen ambivalente – Ausgeruhtheit.
Über den Dualismus beider Sender und ihre journalistische Manövrierfähigkeit gibt es sehr verschiedene Meinungen. Relativ seriös ausgeführt finde ich die bei Klaus Raab/MDR-Altpapier: “Sind ARD und ZDF zu langsam?” und Frederik von Castell/uebermedien: “Dino-Dokus statt Breaking News: Tagesschau24 bringt Nachrichten ‘rund um die Uhr’, aber nicht den ganzen Tag”. Was mich am meisten erstaunt, sind die PR-sprachlichen Pirouetten von angeblich echten Journalist*inn*en eines angeblichen Premium-Mediums. Hören die sich eigentlich selbst zu? Oder sind die schon KI?
Medien machen schlimmer
Andrej Reisin/übermedien beleuchtet das an dem besonders widerlichen Beispiel von Spiegel-TV, das aber leider überhaupt nicht exotisch oder einmalig ist: “‘Spiegel TV’ in Sonneberg: Im Osten nichts Neues? Wie Berichterstattung Vorurteile auf beiden Seiten verstärkt”. Beachten Sie dort auch die Leserkommentare (keine Frauen dabei).
Niemand dieser Dünnbrettbohrer vom Spiegel bemüht auch nur wenige Minuten seinen Verstand. Die AfD dagegen kann auf Basis einer bedauerlich realistischen Analyse mit denen spielen. Das ist nicht schwierig, sondern erlernbares Handwerk. Das konnte ich schon mit 17, 18 in meinem Jugendverband. Klüger sind sie seitdem jedenfalls nicht geworden.
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