“As long as it takes” ist eins der wenigen politischen Bonmots, die jemand dem greisen US-Präsidenten erfolgreich aufgeschrieben hat. Die sind ja nicht blöd im Weissen Haus. Das wirft, wie alle Bonmots, eine grosse Menge ernster inhaltlicher Fragen auf. Auf den Ukrainekrieg bezogen, hat sie Jürgen Hübschen/overton aktuell aufgeschrieben: So lange wie nötig und egal was es kostet – Das Prinzip ‘as long as it takes’ ist die grundsätzliche Aussage der Politiker, wenn es um die Frage geht, wie lange man die Unterstützung der Ukraine aufrechterhalten will. “

Zwar bin ich jetzt knapp 7 Jahre aus dem Geschäft politischer und parlamentarischer Praxis raus. Aber ich riskiere jede Wette, dass diese Fragen in den entsprechenden Kreisen nichtöffentlich längst diskutiert werden. Insbesondere in den USA, in denen der greise Präsident ernsthaft eine Wiederwahl anstrebt. Dieses Problem stellt sich schon fünf Monate früher für alle demokratischen Kräfte Europas. Der größte Sieg Putins und seiner Gesinnungsgenoss*inn*en wird der rechte Durchmarsch ins EU-Parlament. Es wird nicht so glimpflich, wie gestern in Spanien (eine besondere Bosheit des Statistischen Bundesamtes: die Säule der Vox-Faschisten in grün).

Die demokratischen Parteien Europas müssen zur Kenntnis nehmen: die grösseren Teile ihrer gesellschaftlichen Basis wollen keinen Krieg. Auch diesen nicht. Sie wünschen Anstrengungen zu seiner Beendigung. Nichtmilitärische Anstrengungen dazu sind bisher öffentlich nicht zu erkennen – China, die BRICS-Staaten, sogar Erdogans Türkei gefallen sich in der Rolle, der Mehrheit der Weltbevölkerung eine politische Stimme zu geben. Makabrer gehts kaum. Das liegt aber nicht an der – politisch einzupreisenden – Bosheit der Diktatoren, sondern an der Doofheit der Demokrat*inn*en.

Der Ukrainekrieg ist in der hiesigen Gesellschaft noch nicht einmal entscheidend (für Wahlen). Aber er wirkt sich “Wendezeit”-artig auf die Ökonomie aus, wie o.g. Hübschen es zutreffend ausführt. Und hier werden Wahlen entschieden: wer verspricht glaubwürdig, an meiner Lebenslage etwas zu verbessern? Und für die Mehrheit der Jungen heisst das: wie erträglich wird das Weltklima für menschliches Leben?

Hallo SPD, Grüne, FDP – und “Die Linke”: wie lautet die Antwort auf diese Fragen? Und wie motivierend und mobilisierend ist sie? Lohnt es sich, dafür zu kämpfen? Auch in der knapp bemessenen Freizeit? Auch ohne damit verbundenes Karriereversprechen?

1973 wusste ich Antworten auf diese Fragen. Unmittelbar nach dieser Bundestagswahl.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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