Die WM kommt am Sonntag im 16. Jahrhundert an: Spanien-England

In Geschichte hatte ich eine 1. Die Menschheitsgeschichte in langen Prozessen zu betrachten, habe ich allerdings nicht in der Schule sondern in meinem Jugendverband (Jungdemokraten) gelernt. So betrachtet sind historische Fortschritte der Menschheit unverkennbar. Aber selbstverständlich ist dieser Prozess widerspruchsreich, bis hin zu katastrophalen Rückschlägen. Und das meiste ist menschengemacht. So erreicht der Frauenfussball bei der WM in Australien – im Sauseschritt durch die Jahrhunderte – nun das 16.: England gegen Spanien.

Meine ersten Eindrücke von dieser Konfrontation gewann ich über die TV-Serie “Sir Francis Drake”. Wie mein seinerzeit ausgewählter Fussballverein Borussia Mönchengladbach gewann er seine Abenteuer souverän und überlegen, ein doller Kerl. Das Heldenbild musste ich später kaum korrigieren – ausser diese dumme Sache mit dem Kolonialismus – denn seine spanischen Gegner, reaktionäre Katholiken mit der berüchtigten Inquisition im Rücken, taugten nicht als Sympathieträger.

Spaniens schönster Exportartikel ist – neben dem luftgetrochneten Schinken der Korkeichenschweine – sein Fussball, vorzugsweise aus Barcelona, von Frauen und Männern. Zu den Frauen ist eine relevante informative Einschränkung zu machen.

Erfolg rechtfertigt Missbrauch nicht

Ob es im spanischen Fussball #metoo-Fälle gibt? Zweifellos – sie sind überall. Ob es im Falle des spanischen Trainers Jorge Vilda vorliegt, muss offenbleiben. Was offensichtlich vorliegt ist – wie immer bei #metoo – Machtmissbrauch verbunden mit mangelhafter mmnschlicher Kompetenz. Das haben ihm 15 Spitzenspielerinnen vorgeworfen, von denen nur drei Teil des spanischen WM-Aufgebots sind.

Fussballerisch ziehe ich den spanischen dem englischen Fussball vor. Er ist schöner anzusehen. Das politische Problem im männer- und korruptionsverseuchten spanischen Fussballverband RFEF bleibt – unabhängig vom Ergebnis des WM-Finales (So. 12 h) – bestehen. Der deutsche DFB liegt immerhin sportlich so offensichtlich darnieder, dass es ein Fenster der Gelegenheit für strukturelle Veränderungen gibt. Bis in die Gegenwart fehlen noch ein paar Jahrhunderte.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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