Ich habe auf jeden Fall eine Mediathekperle (ganz unten)

Der “Stern”? Ich weiss es doch auch nicht. Er hat ja alles digital eingemauert. Übermässige Öffentlichkeit stört nur die Geschäfte (in diesem Fall von Bertelsmann, die haben ja sonst nichts). Lese ich also gebührenfrei diese Zusammenfassung von Jens Blankenagel/Berliner Zeitung: Ungewöhnlich viele Arbeitsunfälle bei Tesla in Grünheide: Gewerkschafter fürchtet Todesfall – Die Probleme im Umfeld der Gigafactory vor den Toren Berlins gehen weiter. Am Mittwochabend scheiterte überraschend die Abwahl eines Kritikers der Tesla-Fabrik.”

Pfft, ja, eine Sensation ist das nicht, eher erwartbar. Aber zweifellos berichtenswert. Seit Jahren besuche ich regelmässig den Dürremonitor von Helmholtz, und das linke der drei Schaubilder (1,80m Bodentiefe) war in Berlin/Brandenburg noch nie so weiss, wie es NRW derzeit ist. Wie üblich wird dann am Überbringer der schlechten Nachricht gesägt, statt am Verursacher. Was sollen denn brandenburgische Kommunalpolitiker*innen anderes machen, wenn die Bundesregierung solche Investoren (Intel, Tesla, VW egal) mit zweistelligen Subventionsmilliarden zuschüttet? Von unserem Geld natürlich. Auf unserem Grund und Boden, der laut GG Art. 14.2 dem Wohle der Allgemeinheit dienen soll.

Warum der rechte Vormarsch?

Auf der Basis solcher Politik der Parteien “links” der “Mitte” ist der eher zwangsläufig als verwunderlich. Wenn Sie noch Erklärungen suchen, können Sie bei Robert Misik/taz, Albrecht von Lucke/Blätter und Andreas Peglau/Jacobin weiterlesen.

Ich fasse mich kürzer als die. Die Rechten können marschieren, weil Linke und Liberale es unterlassen. Sie haben keine Idee, nicht nur nicht gemeinsam, sondern sogar intern, wo sie unter sich sind, nichts. Da ist nur Vakuum (und Konkurrenzkampf). Solche Ideen fallen nicht vom Himmel, sondern entstehen durch kommunikatives Handeln innerhalb der Parteien, sowie zwischen Parteien und gesellschaftlicher Öffentlichkeit – Letzteres in beide Richtungen. Diese Fähigkeit haben die real existierenden Parteien fast komplett eingebüsst. Sie sind – ganz individuell – nur noch mit sich selbst beschäftigt. Und damit getreue Abbilder des Neoliberalismus. Dieser hat zwar ideologisch abgedankt, materiell/materialistisch/ökonomisch betrachtet aber das komplette Gegenteil: er herrscht mehr denn je. Um dieses ökonomische Regime politisch abzusichern, ist wachsenden Teilen der herrschenden Klassen der Faschismus als ideologisches Drohpotenzial und Herrschaftssystem eine mögliche Option.

Die Mehrheit der Wähler*innen dagegen würde derzeit nicht Rechts wählen, sondern Nichts – also exakt das, was ihnen derzeit von der Ampelregierung plus der Linkspartei angeboten wird.

Dann lieber eine Mediathekperle

Capital B – Wem gehört Berlin? – Die Doku-Serie *Capital B’ illustriert die Geschichte Berlins seit dem Mauerfall 1989. Schnell entwickelte sich die Vision einer pulsierenden Metropole, allerdings gibt es bis heute vielfältige Konflikte um die Zukunft dieser Mega-City. Wie wurde Berlin zur Stadt, wie wir sie heute kennen?” von Florian Opitz, verfügbar 2 Jahre!

Aufmerksam geworden bin ich darauf durch den TV-Kritiker meines Vertrauens Matthias Dell. Der hat die Serie bei der Zeit rezensiert, die das natürlich eingemauert hat (25,80/Monat). In meiner Haushaltsabgabe von gut 18€ ist jedoch diese mündliche Rezension von Matthias beim DLF schon enthalten (Audio 7 min).

Und wie schon erwähnt – auch in Bonn gab es Hausbesetzungen, wird mal wieder Zeit.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net