Der Kollege Florian Schwinn/overton hat seine wolfskritische Recherche fortgesetzt: Wolf und Weidetiere / Teil 2 – 50 tote Schafe im Landkreis Stade, 22 gerissene Schafe im Landkreis Harburg, dann zwei Kühe wieder bei Stade. Die Wölfe in Niedersachsen sind sehr aktiv und ihre Angriffe auf Nutztiere kommen den Dörfern immer näher.” Ich lerne daraus: der Wolf lernt, und zwar schnell. Ich stelle mir vor, er begegnet mir abends am Bhf. Ehrenfeld auf der Strasse, wie es dort die Füchse schon ständig tun. Ich weiss, dass das eine ahnungslose Städterfantasie ist. Aber Schwinn dokumentiert: es gibt in der Diskussion über den Wolf kein Gut und Böse, sondern nur menschengemachte Ökologie. Und Ideologie.

Womit wir bei uns Menschen sind. Das Übelste, was uns bisher eingefallen ist, ist der Faschismus. Berthold Franke/Blätter meint dazu: Für einen neuen Faschismusbegriff – Warum wir bei Putin, Orbán und Co. nicht nur von Rechtspopulismus sprechen sollten”. Ich gehöre nicht zu denen, die die von ihm nur kursorisch zitierte “Dimitroff-Formel” für hinreichend halten – aber auch nicht für abwegig. In Frankes Ausführung behagt mir das Abstrakte nicht, der Verzicht auf Namen und Adressen der Akteur*inn*e*n, und damit natürlich auch ihre klassenpolitische Verortung. Ohne Benennung ist sie nicht möglich. Klar ist: die Personifizierung in einzelne Führergestalten geht fehl – es handelt sich um Systeme, mit einer spezifischen Kunstfertigkeit im Verschleiern. Es gibt Verführer*innen und Verführte – bisweilen verschwimmt das. Aber Analyse muss das unterscheiden und benennen.

“Was stimmt denn nun?”

Zu dieser Frage finde ich diese überzeugende Abhandlung bei MDR-Altpapier: Weidels Wahrheits-Wirrwarr – Die AfD spricht von Angriffen und Drohungen gegen ihre Parteichefs. Es ist nicht klar, was stimmt und was nicht. Und wahrscheinlich soll das so sein. Eine Einführung in den Populismus. Heute kommentiert Ralf Heimann die Medienberichterstattung.” Dä. Keine Lösung, keine fertige Antwort – nur noch mehr Denkarbeit. Nicht schön, aber ehrlich, Respekt und Kompliment an den Kollegen Heimann.

Lesen Sie dazu ergänzend Jens Berger/nachdenkseiten: “Das Märchen vom armen, ungebildeten AfD-Wähler”. Das macht es auch nicht einfacher. Ist es auch nicht.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net