Was macht eigentlich die ARD-Programmdirektorin so den ganzen Tag? Um das Problem, das ich hier anzeigen möchte, hat sie gewiss keine Zeit, sich zu kümmern. Aber theoretisch müsste sie dafür ihre Leute haben. An diesem Wochenende versendet die ARD auf ihrem Nischensender ONE, den viele gerne ganz kaltmachen würden, den Spielfilm “The Pirates of Somalia” von 2017. Der Wortlaut der deutschsprachigen ARD-Ankündigung:
“Jay Bahadur hat gerade seinen College-Abschluss geschafft. Er träumt davon, ein erfolgreicher Journalist zu werden, doch in der Realität lebt er im Keller des Hauses seiner Eltern und hat keine Perspektiven. Eines Tages begegnet er dem bekannten Schriftsteller Seymour Tolbin. Seymour will Jays Karriere einen Schub geben und rät ihm, nach Somalia zu reisen und dort vor Ort über das Land zu berichten. In Somalia lernt Jay Piraten kennen, erlangt ihr Vertrauen und schreibt ein Buch über sie. Um einen Verleger für sein Werk zu finden, begibt sich Jay in weitere Gefahren …”
Für mich liest sich das interessant und spannend, und eine Ankündigung wert. In der verlinkten ARD-Ankündigung wird als Sendetermin Sonntagnacht 0.50 h angegeben. Aus der ONE-Programmübersicht ist aber darüber hinaus schon morgen Abend 21.45 h zu entnehmen. Mein Tipp für Ihren Videorecorder: es stimmt wahrscheinlich beides. Und ist von tieferer Bedeutung, denn ein Mediathekhinweis fehlt.
Kein Interesse an Afrika schadet deutscher Aussenpolitik – massiv!
Nehmen Sie das als kleines scheinbar lächerliches Indiz für ein schwerwiegendes Politikproblem: Ahnungs- und Interesselosigkeit an Angelegenheiten Afrikas hat längst begonnen, sich bitter zu rächen. Diese Erkenntnis läuft – so nebenbei – mit in einem Interview, das sich überwiegend mit dem Ukrainekrieg beschäftigt, und das die Overton-Kollegen dokumentieren, mit dem in der Schweiz als “Putin-Versteher” gebrandmarkten geheimdiensterfahrenen Jacques Baud. Ich traue ihm auch nicht, aber seine Ausführungen sind von beängstigender Schlüssigkeit:
“‘Die USA waren sich im Klaren darüber, dass die Offensive keinen Erfolg haben würde’ – Baud über den Zynismus und die Falscheinschätzungen des Westens, das russische Verteidigungskonzept und den Grund für das Scheitern des Westens in Afrika.”
Lernen vom Fifa-Desaster
Deutsche Kommentare erregen sich nahezu einheitlich über die Fifa-Entscheidung zur WM-Vergabe 2030. Sie vermuten zutreffend, dass damit der Weg für eine WM 2034 in Saudi-Arabien bereitet werden soll – die Spur des Geldes. Doch diese Erregung ist so billig wie nutzlos. Schauen sie nur, welche jämmerliche Gestalt in diesem Gefüge der legitime Vertreter deutscher Interessen, der Deutsche Fussballbund (DFB), abgibt.
Warum ist das “sportpolitische Vernunft”? Erstens wg. eigener Gier und Geltungssucht. Zweitens wg. der völligen Abwesenheit eigener alternativer Strategie. Siehe oben. Der DFB ist also ein würdiger Vertreter unseres Landes und seiner Politik.
Aus dem Qatar-Desaster hat niemand der Betroffenen und Zuständigen auch nur das Geringste gelernt. Dass die Bundesregierung dort durch Nancy Faeser vertreten worden war – auch das war geschmackssicher und symbolträchtig, und passt zu diesem Wochenende …
Der Film “The Pirates of Somalia” wird ab Samstag auch in der ARD Mediathek verfügbar sein. Der Hinweis darauf ist allerdings gut versteckt… ganz am Ende des Trailers.