Wie man Hitler inflationiert, Rassenwahn wiederbelebt und Nazi-Verbrechen relativiert – Großbritannien, Kanada, Russland, Ukraine und die SS-Division „Galizien“.
Milan Kundera: “The Struggle of man against power is the struggle of memory against forgetting.” (Der Kampf des Menschen gegen die Macht ist der Kampf des Gedächtnisses gegen das Vergessen.) Was Kundera meinte, interpretierte ein Blog der Times of Israel wie folgt: „Vergessen, also bewusste Versuche, das Gedächtnis zu untergraben und Menschen dazu zu bringen, ihre eigene Geschichte zu vergessen oder sich falsch zu erinnern, ist eine altbewährte Unterdrückungstaktik.“
In Politico.eu (Springer) war kürzlich eine solche „altbewährte Unterdrückungstaktik“ zu finden. Nachdem es zu dem „unangenehmen“ Vorfall im kanadischen Parlament gekommen war (zwei stehende Ovationen für Hunka, einem Angehörigen der Waffen-SS, Galizische Division), fiel dem kanadischen Ministerpräsidenten nach knapper Entschuldigung sofort ein, dass das einen großartigen Stoff für die russische Propaganda-Maschine bieten könnte. Ihm war entschwunden, dass er sich gemeinsam mit Selenskyj mit Hunka vor der Parlamentssitzung getroffen hatte. Ihm fiel auch nicht ein, dass Kanada ein nicht aufgearbeitetes Kapitel hinsichtlich der Zuwanderung von ukrainischen Nazis hat. Dabei war Trudeau doch immer ganz vorn dabei, anderen ein Nazi-Etikett anzuhängen, oder wie war das mit den protestierenden LKW-Fahrern in der Pandemie?
Eine kanadische Zeitung berichtete, dass kanadische Neonazis sofort zu einer Gedenkstätte der SS-Division „Galizien“ gepilgert wären und Hunka als Held gepriesen hätten, als Verteidiger Europas vor der „asiatisch-kommunistischen Pest.“ (alternativ: Plage, Schädling) Auch ein britischer Gast-Autor bei politico.eu, Keir Giles, der beim Chatham House arbeitet, gab sich sehr viel Mühe, die ganze Sache herunterzuspielen. Der schrieb, dass sich einfache Unwahrheiten (russische Desinformantion) immer besser verkaufen lassen als eine komplizierte Geschichte.
Davon lebt jede Propaganda
Grundsätzlich stimmt immer, dass sich Kompliziertes schwieriger vermitteln lässt als Einfaches. Davon lebt jede Propaganda. Konsequenterweise bedienten sich besagter Autor des gleichen Tricks. Ganz vereinfacht setzte er im Artikel das Stalin- und das Hitler-Regime gleich und verstieg sich zur Aussage, dass leider nur Vertreter des Hitler-Regimes in Nürnberg vor Gericht gestanden hätten, nicht aber russische Kriegsverbrecher. (Wohlgemerkt: der Mann sprach in der Vergangenheitsform.)
Das las sich wie folgt: „Russia feels comfortable shouting about “Nazis,” real or imaginary, in Ukraine or elsewhere, because unlike Nazi Germany, leaders and soldiers of the Soviet Union were never put on trial for their war crimes. Russia clings to the Nuremberg trials as a benchmark of legitimacy because as a victorious power, it was never subjected to the same reckoning.”
Eigene Übersetzung:
„Russland fühlt sich wohl dabei, wenn es in der Ukraine oder anderswo über reale oder eingebildete ‘Nazis’ schreit, denn anders als im Fall Nazi-Deutschlands wurden Führer und Soldaten der Sowjetunion nie wegen ihrer Kriegsverbrechen vor Gericht gestellt. Russland hält an den Nürnberger Prozessen als Maßstab für Legitimität fest, weil es als Siegermacht nie der gleichen Abrechnung ausgesetzt war.“
Keine Siegermacht des Zweiten Weltkrieges war der „gleichen Abrechnung“ ausgesetzt. Das spielte in den Argumenten der Verteidiger in Nürnberg immer wieder eine Rolle, und regelmäßig wurden solche Argumente richterlich zurückgewiesen: Deutschland hat den Zweiten Weltkrieg gestartet und niemand sonst. Dass es überhaupt zum Nürnberger Prozess kam, ging im Übrigen auf die Sowjetunion zurück, und dass sich damit entwickelnde neue internationale Recht (Verbrechen gegen den Frieden, Ablehnung des sogenannten Befehlsnotstands) auch. Aber der einsetzende Kalte Krieg hatte auch bereits Einfluss auf Nürnberg.
Und ja, selbstverständlich war der Stalinismus ein Terrorregime. Es auf eine Stufe mit der Nazi-Ideologie und mit den Nazi-Verbrechen zu stellen, mag zwar gerade in bestimmten Kreisen en vogue sein, aber das bedeutet noch lange nicht, dass das deshalb einer historischen Prüfung standhält. Eine detaillierte Argumentation führte in komplizierte Gefilde, deshalb will ich es beim Einfachen belassen: Nur die faschistische Ideologie hat das „Untermenschentum“ gezielt propagiert, die Idee einer (weißen) „Herrenrasse“, die zur Weltherrschaft bestimmt ist, verfolgt und die teuflische Vernichtung allen „unwerten“ Lebens ideologisch vorbereitet und gezielt umgesetzt: Juden, einschließlich Krimtataren, Sinti und Roma, „nutzlose Esser“ (Behinderte), Asoziale (LGBT), Kommunisten, Funktionäre in der Sowjetunion, sowjetische Kriegsgefangene, slawische und asiatische „Untermenschen“ („asian minors“).
Man kann nicht gleichzeitig „Nie wieder“ schwören und das Verbrechen der Nazis verharmlosen, indem man es in die Beliebigkeit stellt.
Mich beunruhigt, dass die Singularität des Holocaust, der größenwahnsinnige Maßstab aller Nazi-Verbrechen bagatellisiert wird. Aber alles hat natürlich auch damit zu tun, dass sich keiner gerne an die eigene Nase fasst. Hitler hatte internationale Sponsoren und Sympathisanten. Die sowjetische Suche nach Verbündeten gegen Hitler-Deutschland endete im Nichts, wie wir wissen. Stattdessen kam München, und die Tatsache, dass die mit der Sowjetunion alliierte Tschechoslowakei verramscht wurde. Erst danach folgte der Ribbentrop-Molotow-Pakt. Darüber wird auch nicht gerne geredet. Lieber wird an jeder Ecke ein „neuer Hitler“ erblickt, statt in eigene geschichtliche Abgründe zu schauen.
Der Gastautor auf politico.eu hatte diesbezüglich einiges auf Lager:
„This history is complicated because fighting against the USSR at the time didn’t necessarily make you a Nazi, just someone who had an excruciating choice over which of these two terror regimes to resist. However, the idea that foreign volunteers and conscripts were being allocated to the Waffen-SS rather than the Wehrmacht on administrative rather than ideological grounds is a hard sell for audiences conditioned to believe the SS’s primary task was genocide. And simple narratives like “everybody in the SS was guilty of war crimes” are more pervasive because they’re much simpler to grasp.”
Eigene Übersetzung:
„Diese Geschichte ist kompliziert, denn der damalige Kampf gegen die UdSSR machte einen nicht unbedingt zu einem Nazi, sondern nur zu jemandem, der die quälende Wahl hatte, welchem dieser beiden Terrorregime er widerstehen wollte. Die Vorstellung, dass ausländische Freiwillige und Wehrpflichtige eher aus administrativen als aus ideologischen Gründen der Waffen-SS und nicht der Wehrmacht zugeteilt würden, ist für ein Publikum, das darauf konditioniert ist zu glauben, dass die Hauptaufgabe der SS der Völkermord war, schwer zu verkaufen. Und einfache Erzählungen wie „Jeder in der SS hat Kriegsverbrechen begangen“ sind sehr viel überzeugender, weil sie viel einfacher zu verstehen sind.“
Das ist schlicht degoutant. Anscheinend hat der gute Mann völlig vergessen, auf welcher Seite Großbritannien im Zweiten Weltkrieg kämpfte und warum. Die Kriegsverbrecherprozesse (Hauptprozess und Nachfolgeprozesse) scheinen ihm auch nicht geläufig zu sein. Kein einziger dieser Prozesse, ob in Nürnberg oder später, hat je pauschal geurteilt à la: NS-Mitglied, SS-Mitglied, alles klar: schuldig. Schuld musste individuell nachgewiesen werden, aber wer gar nicht erst untersucht, kann praktischerweise auch nichts finden, oder? Ist es andersherum nicht vielleicht so, dass jemand, der den SS-Schwur auf Hitler-Treue bis zum eigenen Tod (eine strikte Voraussetzung der Mitgliedschaft in der 14. SS-Division Galizien) zu einem verwaltungstechnischen Akt erklärt, möglicherweise selbst ein Nazi-Problem hat? (vereinfacht ausgedrückt)
Oder meinte er damit das Problem des Aussiebens, das die Nazis hatten, denn es meldeten sich weit mehr ukrainische Freiwillige, als gebraucht. Schließlich hatten ukrainische Nationalisten aktiv für die Formierung dieser Division geworben. Einer der ganz schlimmen Finger hierbei war Kubiiovych. (Anm.: 2023 verhinderte nur die Intervention des israelischen Botschafters in der Ukraine, dass in Kiew eine Straße nach ihm benannt wurde.)
Das und noch sehr viel mehr steht in einer polnischen Dissertation aus dem Jahr 2018, die sich mit der Kollaboration des ukrainischen Zentralkomitees mit dem Hitlerfaschismus beschäftigte. Dort findet sich auch die Lobpreisung von Kubiiovych auf die Bildung der 14. SS-Division “Galizien”. Unter anderem flötete er:
“…This historic day was made possible by the condition to create a worthy opportunity for the Ukrainians of Galicia, to fight arm in arm with the heroic German soldiers of the Wehrmacht and the Waffen-SS against Bolshevism, your and our deadly enemy. We thank you from the bottom of our hearts. Of course, we also thank the Great Führer of united Europe for recognizing our participation in the war, the he approved your initiative and agreed to the creation of the Galicia division.”
Eigene Übersetzung
„…Dieser historische Tag wurde durch den Umstand ermöglicht, dass den Ukrainern Galiziens eine würdige Gelegenheit geboten wurde, Arm in Arm mit den heldenhaften deutschen Soldaten der Wehrmacht und der Waffen-SS gegen den Bolschewismus, ihren und unserem Todfeind, zu kämpfen. Wir danken Ihnen von ganzem Herzen. Selbstverständlich danken wir auch dem Großen Führer des vereinten Europas für die Anerkennung unserer Teilnahme am Krieg. Er billigte Ihre Initiative und stimmte der Bildung der Division Galizien zu.“ (ab S. 412)
Die Bildung dieser Division war kein reiner „Verwaltungsakt“. Die Deutschen (Himmler stimmte zu) dachten sich etwas dabei. Es sollte nicht so erscheinen, dass sie Kriegsunterstützung brauchten. Sie wollten auch den Glauben warm halten, das vor einem Teil von West-Ukrainern eine großartige Zukunft läge (selbstverständlich unter deutscher Vorherrschaft). Gleichzeitig sollten die Reihen möglichst „rein“ gehalten werden. Deshalb wählten sie Galizien als Divisionsnamen. Das klang „arischer“. Die willigen ukrainischen Nationalisten betrachteten das Ganze als Schritt in die Unabhängigkeit unter deutscher Weltherrschaft (und hatten sehr wahrscheinlich schon vorher geübt, „hitlertreu“ zu sein).
Die ukrainische Rechnung ging im März 1945 scheinbar auf, für knappe zwei Monate. Hitlerdeutschland erkannte das ukrainische Zentralkomitee als einzig legitimen Vertreter der Ukraine an. In der Folge wurde die 14. SS-Division Galizien umbenannt. Was von ihr übrig blieb, ergab sich den Briten.
Nicht jeder, der gegen die Sowjetunion kämpfte, sei ein Nazi gewesen, schrieb der Autor ganz unschuldig. Diejenigen Ukrainer, die sich 1943 freiwillig für den Dienst in der 14. SS-Division „Galizien“ meldeten, lebten damals bereits zwei Jahre unter der Nazi-Herrschaft (für Hunka, so seine Erinnerung aus dem Jahr 2010, waren es die „glücklichsten Jahre seines Lebens“). Was hatten sie in dieser Zeit erlebt? Die erste Liebe? Gehörten sie zu denen, die solche Plakate wie das in Kiew aufhängten: Heil Hitler, Heil Bandera? (vgl. Minute 0:13) „Ab heute wird hier deutsch gesprochen“, dürfte das mildeste Erleben deutscher Befehlsgewalt gewesen sein.
Ein bis heute völlig unterschätzter Vorgang
In diesen Jahren, beginnend im Jahr 1941, wüteten die SS-Einsatzgruppen, im Baltikum, in Weißrussland, in der Ukraine. Der Holocaust begann auf dem Territorium der damaligen Sowjetunion, ein bis heute völlig unterschätzter Vorgang. Es wurden Massenerschießungen durchgeführt. Es gab die Tötung durch mobile Gaskammern. Rund eine Million Menschen wurden so abgeschlachtet.
Die Zahl der Mitglieder der (SS)-Einsatzgruppen lag um die 3000 (in der Ukraine: Einsatzgruppen C (SS) und D (SD), insgesamt ca. 1300 Mann). Wie haben diese Schlächter es hingekriegt, so viele Menschen zu ermorden, wenn nicht mit Hilfe der Wehrmacht, wenn nicht mit Hilfe von willigen Kollaborateuren vor Ort? Ein Bericht von ABC aus dem Jahr 2009 widmete sich dieser Frage. Wer hat von alledem gewusst oder will davon wissen?
Auf dem YouTube-Kanal kommentierte der britischen Historiker Mark Felton vor vier Monaten sehr sachlich zur Geschichte der SS-Division „Galizien“. Darin befasste er sich auch mit der unrühmlichen Rolle, die Großbritannien bei allem spielte. Sie ist bis heute nicht aufgearbeitet. Statt die ukrainischen SS-Leute der Sowjetunion auszuliefern, wurden sie still, heimlich und leise in Großbritannien und Kanada angesiedelt. Der aufziehende Kalte Krieg war das Motiv. Ukrainische SS-Leute wurden nun wertvoll für die verdeckte, geheimdienstlich organisierte Kriegsführung gegen die Sowjetunion. Da hätten Untersuchungen über mutmaßliche Kriegsverbrechen nur gestört. Später schien man in Großbritannien zu glauben, dieses düstere Kapitel würde sich „biologisch“ erledigen.
Nach dem Vorfall im kanadischen Parlament meldete sich Mark Felton erneut mit einem YouTube-Video zu Wort. Er präsentierte die Gedenkstätten für die SS-Division „Galizien“ in Großbritannien. In diesem Video bewies Felton die hohe Kunst, der anscheinend nur Briten mächtig sind, in eleganten Formulierungen allen Huldigern ukrainischer Nazis und anderen Geschichtsrevisionisten rechts und links eine runterzuhauen.
Babyn Jar
Das führt mich zu einem Tweet von Blinken, US-Außenminister, der es sich ebenfalls nicht nehmen ließ, Nazi-Verbrechen und russische Desinformation zusammenzupacken. In Erinnerung an das Verbrechen in Babyn Jar benutzte Blinken die Gelegenheit zum Vorwurf, die „Sowjets“ hätten die Geschichte begraben und heute werde sie von der Putin-Regierung manipuliert, um den russischen „Missbrauch“ in der Ukraine zu verschleiern. Die „X“ (früher Twitter)-Community ließ Blinken das nicht durchgehen und notierte den historischen Kontext. In Babyn Jar wurden sehr viele jüdische Menschen erschossen, aber auch sowjetische Kriegsgefangene. 1946 wurde 15 Deutschen in der Sowjetunion deshalb der Prozess gemacht (siehe Community note). Leider hebt die Note nicht hervor, dass es Deutsche waren, die 1943, nunmehr auf der Flucht vor der Roten Armee, versuchten, dieses Massaker zu verstecken, indem sie die Erschossenen verbrannten. Leider steht in dieser Gemeinschaftsnote ebenfalls nicht drin, dass dieses Massaker im Nürnberger „Einsatzgruppenprozess“ zu den Beweisen gehörte
Immerhin hat sich Blinken an das Massaker von Babyn Jar erinnert. Deutsche Erinnerung scheint dagegen auf Jahrestage geeicht. Sie ist politisch eher gelegentlich. 2021, 80 Jahre nach dem Massaker, war der Bundespräsident bei den Feierlichkeiten in Kiew dabei und hat eine Rede gehalten, die er mit den Worten des russischen Dichters Jewtuschenko begann. Jewtuschenko hatte 1961 ein Gedicht über Babyn Jar geschrieben, das um die Welt ging. Schostakowitsch setzte es musikalisch um. Dessen 13. Symphonie erklang 2021 deshalb auch in Kiew. Beide Künstler wehrten sich so mit ihren Mitteln gegen das Vergessen.
Am Massaker von Babyn Jar war die Wehrmacht an den Planungen und an der Durchführung beteiligt. Es gilt auch als sicher, dass neben der SS-Einsatzgruppe ukrainische Hilfspolizisten dabei waren. Davon sprach der Bundespräsident, der viele kluge Worte in Kiew fand, allerdings nicht. Er sprach auch nicht davon, dass niemand aus der Führung der Wehrmacht je für die Beteiligung am Massenmord von Babyn Jar zur Verantwortung gezogen wurde. Bei Wikipedia kann man ebenfalls nachlesen, dass die Mehrheit der Kiewer Juden vor den Deutschen nach Osten floh, also tiefer in die Sowjetunion, und die, die zurückblieben und den Faschisten in Kiew zum Opfer fielen, vor allem Alte, Frauen und Kinder waren. Heute steht an der Gedenkstelle auch ein Kreuz zum Gedenken an ukrainische Nationalisten, was laut Wikipedia „befremdlich“ wirkt.
Zu alten blinden Flecken gesellen sich längst neue. Nur um angeblich Putin kein Wasser auf die Mühlen zu liefern, hören und sehen wir nicht mehr, dass es in der Ukraine ein Nazi-Problem gibt. Es ist seit 2018, als Reuters noch darüber berichtete, nicht besser geworden.
“Gerechte Nationen”
Im August 23 fragte Sarah Aston-Cirillo, US-Bürgerin und Pressesprecherin der territorialen Verteidigungskräfte der Ukraine auf X (alt: Twitter), ob jeder den Unterschied zwischen einem ukrainischen und einem russischen Soldaten kenne – Ihre Erklärung: „…Wir sind menschlich, diese Typen (sie zeigte auf einen stilisierten russischen Soldaten) definitiv nicht.“ Nach einem anderen hasserfüllten Kommentar, der einen US-Senator zur Frage führte, wieso die USA dieses Gift auch noch bezahlen, hieß es, sie sei suspendiert. Zu besichtigen ab Minute 0:37. Auf X (Twitter) ist sie noch im Amt. Dort macht sie munter weiter, faselt von Russen töten (je mehr jetzt, desto weniger müssten die nachfolgenden ukrainischen Generationen später töten) und setzt die Ukraine und Israel gleich, die beide zu den „gerechten“ Nationen auf der Welt gehören würden. Wären die „Gerechten unter den Nationen“ noch unter uns, würde sich ihnen der Magen umdrehen.
Aber Sarah spielt auch nur eine Statistenrolle im ukrainischen Potjemkinschen Dorf. Sie ist transgender und demonstriert mit ihrer Präsenz neue Aufgeklärtheit, eine „woke“ Ukraine, was einer Verhöhnung der Erfahrungen der LGBTQ+ Gemeinschaft in der Ukraine schon recht nahekommt. Der Rechte Sektor hat gewiss sein Denken nicht geändert. So wie Präsident Selenskyj nunmehr auch die Rolle seines Lebens spielt, ein Jude, der zum Beweis genommen wird, dass es kein Nazi-Problem in der Ukraine gibt, dem aber die ukrainischen Nazis drohen, dass sie ihn, falls er nicht pariert, am nächsten Baum aufhängen werden.
Oder glaubt einer noch ernsthaft, wir hätten es mit etwas anderem als einer mehr oder minder gut choreographierten Aufführung zu tun, die den Willen der Mehrheit der Ukrainer zum Frieden mit Russland (keine Nazis!) im Wahlkampf ausnutzte und dann das exakte Gegenteil dessen machte, was demokratisch gewählt worden war. Die Rede von Selenskyj vor der Knesset im März 2022 sollte jeder genau lesen.
So spricht keiner, der um das Schicksal der Juden in der Ukraine weiß. Mich wundert nicht, dass diese Rede mit äußerst gemischten Gefühlen in Israel aufgenommen wurde. Nun traf sich der gleiche Selenskyj in Kanada mit einem ukrainischen SS-Mann, beklatschte ihn öffentlich und bereut es auch nicht.
Aber ab und zu lüftet sich der Vorhang, dann beispielsweise, wenn der Sekretär des Nationalen Verteidigungs- und Sicherheitsrates der Ukraine, Danilow unumwunden bekannte: „Russen, die Asiaten sind, sind naturgemäß weniger menschlich“ (Anm.: Das unterscheide sie auch von den (europäischen) Ukrainern.
Darüber berichtete die Hindustan Times. Es sei auch nicht das erste Mal, dass Danilow sich so äußere. Bereits vor dem Krieg hätte er von der Ermordung von Russen geträumt. Ist das, was Danilow umtreibt, „nur“ Rassismus, wie die Hindustan Times es einstufte oder nicht schon unverhüllter Chauvinismus, ethnischer Wahn und ethnischer Hass? Nichts, aber auch gar nichts, auch nicht ein russischer Angriffskrieg, bei dem Teile der Ukraine (Grenzen 1991) auf Seiten Russlands stehen, kann so etwas legitimieren.
Ein Vortrag in Auschwitz – langer Schatten einer vergifteten Vergangenheit
Wer hätte das noch nicht gehört: Putin ist der neue Hitler, der den „Genozid“ an den Ukrainern verübt. Putin ist „todkrank“ in seinem Hass gegen alles Ukrainische. Die Russen sind ein wahnhaftes Volk, das in diesem hitlergleichen Diktator (Putin) den Erlöser sieht, so wie einst die blinde Masse der Deutschen Hitler schuf und Hitler huldigte. Das alles stand in einem Vortrag des Vizepräsidenten der Vereinigung ukrainischer Psychologen, den er im März 2023 im Rahmen einer deutsch-polnischen Versöhnungsarbeit in Auschwitz hielt. Organisiert wurde das Treffen von der Maximilian-Kolbe-Stiftung. Leider ist der Website der Stiftung, die einen ehrenvollen Namen trägt und sich einer ehrenvollen Aufgabe verpflichtet sieht, nicht zu entnehmen, welche Reaktionen der Vortragende von den damaligen SeminARTEilnehmern (darunter Bundeswehr) erfuhr.
Als ich besagten Sprechzettel las, fragte ich mich, was im Kopf eines offensichtlich gebildeten Ukrainers vor sich gegangen sein mag, der in Ausschwitz einen solchen Vortrag hielt. Dennoch war ich ihm in gewisser Weise dankbar, machte er doch recht klar, dass eine vergiftete Vergangenheit lange Schatten wirft.
Ich begann mich zu fragen, warum es diese seltsame Erbarmungslosigkeit gegenüber den aktuellen Opfern in der Ukraine gibt. Hundertausende sind tot, Hundertausende sind verwundet und doch, immer wieder werden neue Menschen buchstäblich auf ein Schlacht-Feld geschickt, so als wäre deren Leben wertlos, während die „wertvollen“ Leben von hehren Zielen und Siegfrieden philosophieren und den Russen ein für alle Mal den Garaus machen wollen. Der US-Präsident besteht weiter darauf, dass die USA die „unverzichtbare“ Nation auf der Welt seien (Twitter 3.10. 2023).
Wie soll denn dieser Irrsinn enden, solange die Motive fortbestehn?
Mir fiel ein, dass der Tod von 500.000 irakischen Kindern aufgrund von US-Sanktionen in den 90ger Jahren als eine „harte Wahl“ bezeichnet wurde (Albright), dass die bis zu 54 Millionen Flüchtlinge aufgrund der US-Politik in Mittlerem Osten (ab 2000, geschätzt) wahrscheinlich allenfalls unter die Kategorie „Fehler“ fallen, wenn überhaupt.
Was bewirkten die Lichtbringer der Demokratie?
Ich dachte an Kennedy und später auch Reagan, die persönlich erschraken, als ihnen die exorbitanten humanitären Konsequenzen eines atomaren Krieges klar wurden. Wen erschreckt so etwas in einer Zeit, in der solches als Produkt russischer Desinformation gebrandmarkt wird? Auf welcher Seite des Konflikts werden so die Barrieren zum Einsatz von Atomwaffen abgebaut?
Ich dachte an Julian Assange, der nicht freikommt und an die Wut derer, die spüren, dass die Kontrolle der Narrative nicht vollständig gelingt. Nicht in Zeiten der sozialen Medien. Einen Sack Flöhe hüten, ist einfacher. Immer stehen irgendwelche Fakten, die irgendwer ausgräbt, der Propaganda im Weg, was äußerst lästig ist.
Ich dachte an bleiernes Schweigen. Dann beschloss ich, mit dem Nachdenken zumindest für heute aufzuhören, denn wer weiß, wohin mich das noch führen würde.
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