Wundersame Bahn CLXXXII und Bonn
Im Generalanzeiger ist ein Kommentar erschienen, den ich aufgrund der fabulösen Paywall und des Ausfalls meines Paywallbohrers nicht in seiner vollständigen Differenziertheit zur Kenntnis nehmen kann. Der Teaser – nicht zwangsläufig von der Autorin selbst formuliert – lautet so: “Kommentar zur Bahn-Infrastruktur: Bonn als abgehängte Stadt – Bonn · Der Beueler Bahnhof ist schon für den Nahverkehr unzumutbar, aber erst recht für Fernreisende, die eher ein Gepäckstück mehr dabeihaben. Bonn präsentiert sich Bahnreisenden als abgehängte Stadt, findet unsere Autorin.” Das ist zugleich richtig und falsch.
Die Autorin Sylvia Binner habe ich vor Jahren bei einer Pressereise zum Münsteraner Wochenmarkt kennen und schätzen gelernt. Darum ist sie mir diese Auseinandersetzung wert. Richtig ist die Bewertung der Zustände am Bahnhof Beuel, die ich kürzlich ähnlich getroffen habe. Falsch ist die apodiktische Feststellung von Bonn als “abgehängter Stadt”, vor allem, weil sie die Verantwortung falsch zuordnet. Verantwortlich für Bahnhofszustände ist nicht “die Stadt”, sondern die Eigentümerin Deutsche Bahn AG.
Nun bin ich sehr dafür, und vermute darin Einigkeit mit Frau Binner, dass Bonner OBs gegenüber diesem Immobilienhai – wie allen anderen Haien auch – aggressiver vorgehen sollten. Dabei würde es den OBs einst und jetzt nicht schaden, wenn das gelegentlich auch öffentlich bemerkt würde. Keineswegs bin ich dafür, dass die Stadt alle Kosten und Mühen übernimmt, die ein Immobilienhai wie dieser scheut.
Der Bonner Oberbürgermeisterin Katja Dörner könnte darüber hinaus den Kommunikationsvorteil nutzen, dass sie zwei Aufsichtsratsmitglieder der Deutschen Bahn AG, nämlich Anja Hajduk und Stefan Gelbhaar noch aus gemeinsamer Zeit in der damals weit kleineren Grünen Bundestagsfraktion kennt. Nun, ob das wirklich ein Vorteil ist, weiss ich nicht, weil ich weder Hajduk noch Gelbhaar persönlich kenne – möglich wäre auch das Gegenteil, denn Katja war seinerzeit bei innenfraktionellen Konflikten so eine Art “Friedensrichterin”, zu deren ersten Pflichten es gehörte, dass solcher Trash-Crash nicht an die Öffentlichkeit gerät … Zu Hajduk könnte mein Freund und Abonnent mit hamburgischem Migrationshintergrund mehr wissen, den ich morgen hoffentlich zum Mittagessen treffe …
Abgehängt
ist in diesem Fall, das schon sehr lange, und es wird noch länger andauern, die Deutsche Bahn als Mobilitätsoption. Denn wenn, bei aller Kritik, irgendwas Bonn mit der Aussenwelt verbindet, dann sind es die Stadtbahnen 16, 18 und 66. Die fahren zwar auch nicht immer, aber meistens, und weit öfter.
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