“Zu geringe Transaktionssicherheit”
mit Update abends
Um ein paar Ecken gedacht, haben auch die seit Wochen andauernden Fanproteste ihre Wirkung getan. Der bisherige Ablauf, in dem auf eine Stimme genau die 2/3-Mehrheit der DFL-Mitglieder in geheimer Abstimmung erreicht wurde, um einen – angeblich milliardenschweren – Investorendeal abzuschliessen; plus den Verdacht, dass Hannovers Martin Kind in seinem Abstimmungsverhalten gegen eine klare Beschlusslage seines Vereins abgestimmt hat – das sah schon wie ein schlechter Mafiafilm aus.
Die Wirklichkeit übertrifft wie so oft Kinofantasien. Jetzt ist nur noch ein Interessent übrig, der die Preise drücken kann. CVC, steuermindernd in Luxemburg ansässig, die No.1 von Europas Wettmafia. Die hatte sich schon die Landesregierung Schleswig-Holsteins gefügig gemacht, um von der Ministerpräsident*inn*enkonferenz einen Glücksspiel-Staatsvertrag beschliessen zu lassen, der ihre Geschäfte legalisiert und fördert. Gewiss hat dabei geholfen, dass CVC-Boss Dibelius die damalige Bundeskanzlerin gut kannte, die wiederum mit dem Kieler Zwergstaats-Ministerpräsidenten mehr als gut bekannt ist.
Der Herr Dibelius ist der Typ Mafioso, der nicht die Scheinwerfer und Kameras sucht, sondern für diese Aufgabe lieber medienkompatible Hampelmänner bezahlt. Die laufen dann für ihn als Gastkommentatoren über die Bildschirme mit der Aufgabe, seine Investitionen schönzureden. Klappt prima.
So wie Dazn-Oligarch Blavatnik hat Dibelius Medienaufmerksamkeit nicht nötig. Die stört die Geschäfte mehr als sie nützt. Am Ende fangen gar querulatorische was-mit-Medien-Typen noch an, die guten Geschäfte und Verbindungen zu recherchieren und ins öffentliche Gequengel reinzuziehen … Das will doch keiner. Jedenfalls keiner, der schon Macht hat.
Was kann die DFL jetzt machen? Auf mich hört sie ja nicht. Mein Vorschlag: Abstimmung angesichts dieser neuen Faktenlage wiederholen, und zwar öffentlich. Mehrheit besser gegen als für einen Investorendeal. Die Modernisierung eigener Präsentationen über digitale Plattformen ist mit weit weniger als einer Milliarde zu realisieren. Voraussetzung dafür ist lediglich, dass die 36 Vereine dafür so einig werden, wie die protestierenden Fans schon sind.
Eine solche Plattform muss fanfreundlich, öffentlich gut zugänglich und dialogfreudig gestaltet werden. Der Zusatznutzen gegenüber fachunkundigen Medien ist realisierbar und muss gut erkennbar sein. Möglich wäre, die Liveübertragungen von den Spielen selbst zu vermarkten. Alle Spiele samstags 15:30 (1. Liga; 2. Liga sonntags). Warum Blavatnik den Profit einstreichen lassen, den mann auch selbst realisieren kann? Und frau zukünftig auch, der eigentliche Wachstumsmarkt. Mein Vorschlag dann: ab montags jedes Spiel gebührenfrei ins Netz, und jederzeit abrufbar. Damit die Fans die Erinnerungen abgleichen können: war das nur geträumt, oder wahr?
Update abends
Noch ein Vorschlag für einen “sauberen” DFL-Deal: die DFL erklärt, grundsätzlich keine Geschäftsverbindungen mit Unternehmen einzugehen, die Wetten veranstalten, und damit von Suchterkrankungen direkt profitieren. Gleiches haben Medien zu erklären, die sich um Senderechte an DFL-Veranstaltungen bewerben. Ein gutes Motiv für eine solche Grundsatzerklärung ist, dass in der Glücksspielindustrie die (internationale) organisierte Kriminalität die dominierende Rolle spielt.
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